
Der DEval-Meinungsmonitor 2019
Der DEval-Meinungsmonitor Entwicklungspolitik 2019 hat sich mit der Frage befasst, woher die Bürger*innen Informationen über internationale Ereignisse und weltweite Armut erhalten und wie sie die Berichterstattung über weltweite Armut wahrnehmen.
Zentrale Ergebnisse und Implikationen aus dem Meinungsmonitor 2019
- Mehr als zwei Drittel der Bürger*innen geben an, mindestens einmal pro Tag aktiv Nachrichten zu internationalen Ereignissen zu lesen, zu sehen oder zu hören.
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Hauptinformationsquellen vor allem für die Bevölkerungsgruppen ab 40 Jahren sind das öffentlich-rechtliche Fernsehen, Zeitungen und das Radio, während soziale Medien vor allem für jüngere Menschen und Menschen, die sich politisch weiter rechts verorten, eine Rolle spielen. Ein Großteil der Bevölkerung vertraut den Medien, während die Sender entwicklungspolitischer Botschaften wie die Bundesregierung oder Nichtregierungsorganisationen weniger Vertrauen genießen.
- Berichte zu Kriegen und Konflikten, Flucht und Migration sowie zum Klimawandel werden wesentlich häufiger wahrgenommen als solche zu entwicklungspolitischen Initiativen, Einkommensungleichheit oder Geschlechtergleichstellung.
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Zudem wird die Berichterstattung zu entwicklungspolitisch relevanten Themen zum Teil als verzerrt empfunden.
- Mediennutzung und -wahrnehmung unterscheiden sich je nachdem, wie die Befragten der Entwicklungspolitik gegenüberstehen
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– ob sie als „Unterstützende“, „Skeptiker“, „Gegner“ oder „Unschlüssige“ eingestuft werden können.
- Für eine zielgruppenorientierte Kommunikation entwicklungspolitischer Inhalte sollte das spezifische Mediennutzungsverhalten der einzelnen Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden.
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Allerdings werden Medien nicht exklusiv von einzelnen Zielgruppen konsumiert; eine Kommunikation, die auf ein spezifisches Segment der Bevölkerung zugeschnitten ist, könnte negative Reaktionen in anderen Bevölkerungsgruppen hervorrufen. Zudem dürften Personen, die Maßnahmen der EZ generell ablehnen oder von ihrer Unwirksamkeit überzeugt sind, auch über entsprechende Informationsangebote nicht erreicht werden.
Die Evaluierung wurde 2019 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Implikationen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.
Hintergrund
Die aktive Einbindung der Bürger*innen in die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ist durch die Verabschiedung der Agenda 2030 aktueller denn je. Ohne eine breite Unterstützung in der Bevölkerung können die ambitionierten Ziele, die Themen wie weltweite Nahrungsmittelsicherheit, Gesundheit, Schutz der Umwelt, Geschlechtergleichstellung, Bildung und nachhaltiges Wirtschaften umfassen, nicht erreicht werden.
Auch aus einer normativen Perspektive ist die Unterstützung jeglicher politischen Ziele und Maßnahmen durch die Bevölkerung wichtig. So sollten staatliche Entscheidungsträger*innen die Vorstellungen der Bevölkerung bei der Politikgestaltung berücksichtigen, um deren Akzeptanz bzw. Legitimität zu gewährleisten. Dies gilt auch für die EZ als Instrument zur Umsetzung der Agenda 2030.
Ebenso sind zivilgesellschaftliche Organisationen in hohem Maße auf das Interesse und die Unterstützung der Bürger*innen in Form von Spenden und ehrenamtlichem Engagement angewiesen. Neben der Gewährleistung der Handlungsfähigkeit durch finanzielle Zuwendungen und ehrenamtliches Engagement ist die Bekanntheit und Wahrnehmung der Arbeit dieser Organisationen durch die Bevölkerung essenziell, um ein Bewusstsein für globale Zusammenhänge in der breiten Gesellschaft zu verankern und Verhaltensweisen zu etablieren, die im Einklang mit der Agenda 2030 stehen.
Die gegenwärtige Daten- und Studienlage zur Perspektive der Bevölkerung auf Entwicklungspolitik, EZ und globale nachhaltige Entwicklung ist jedoch unzureichend, vor allem vor dem Hintergrund, dass im Zuge gegenwärtiger weltpolitischer Entwicklungen (z. B. internationaler Terrorismus, globale Flüchtlingsbewegung, Virus-Pandemie) EZ wieder stärker in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Daraus resultiert ein dringender Bedarf an Wissen über den Kenntnisstand, die Einstellungen und die Verhaltensweisen der Bevölkerung in diesem Themenfeld. Der DEval-Meinungsmonitor möchte diesen Erkenntnisbedarf erfüllen und EZ-Akteuren sowohl Feedback über die öffentliche Meinung zum Thema EZ und nachhaltige Entwicklung als auch Orientierungswissen für die strategische Ausrichtung bzw. Kommunikations- und Bildungsarbeit bieten.
Methoden
Für den Meinungsmonitor 2018 wurden Umfragedaten des Aid Attitude Tracker (AAT) verwendet. Dabei handelte es sich um eine von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) geförderte (Panel-) Studie des University College London (UCL), bei der von 2013 bis 2018 im halbjährlichen Turnus jeweils rund 6.000 Personen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA zu EZ befragt wurde. Die Studie wird seit 2019 durch das Projekt Development Engagement Lab (DEL) am UCL sowie der University of Birmingham fortgeschrieben und ebenfalls von der BMGF finanziert. Die DEL-Erhebungen werden vom DEval-Meinungsmonitor genutzt.
Die Panelbefragung des AAT bzw. DEL besteht aus sich wiederholenden Kernfragen (Einstellung zu EZ, Veränderung des Budgets für EZ usw.) und einmalig erhobenen Themenblöcken, die aus der EZ-Community eingespeist werden. Diese haben häufig einen Bezug zum aktuellen politischen Geschehen (z. B. Flüchtlingsbewegungen, Islamischer Staat). Im AAT wurde die Panelbefragung alle sechs Monate durchgeführt, im DEL-Projekt einmal im Jahr. Um Lerneffekte bei wiederholten Befragungen zu kontrollieren und Daten in kürzeren Abständen zu erhalten, werden im DEL mehrmals im Jahr zusätzliche Erhebungen durchgeführt. Diese basieren in der Regel auf eigenen Querschnittsstichproben und fragen Kernindikatoren (z. B. Einstellung zu EZ) sowie tagesaktuelle Themen ab. Zu diesen Erhebungen zählt u. a. die für den Meinungsmonitor 2019 verwendete DEL-Befragung zu Mediennutzung und -wahrnehmung im Mai/Juni 2019.
Neben den Befragungen des AAT bzw. DEL führt das Team des Meinungsmonitors eigene experimentelle Erhebungen durch. Sie untersuchen, wie sich verschiedene Informationen auf EZ-bezogene Einstellungen auswirken. Ebenso werden für den Meinungsmonitor Medieninhalte analysiert. Hierbei greift das Studienteam sowohl auf vorliegende inhaltsanalytische Daten als auch auf Inhaltsanalysen zurück.
Der DEval-Meinungsmonitor wird durch eine Referenzgruppe begleitet, die sich aus Vertreter*innen der staatlichen und zivilgesellschaftlichen EZ-Akteure zusammensetzt. Hinzu kommt die Begutachtung der Studie durch interne und externe Peer Reviewer, die über Expertise im Bereich der EZ, Einstellungsforschung und sozialwissenschaftlichen Forschungsmethodik verfügen.
Kontakt
Dr. Sebastian H. Schneider
Telefon: +49 (0)228 336907-977
E-Mail: sebastian.schneider@DEval.org
Dr. Martin Bruder
Telefon: +49 (0)228 336907-970
E-Mail: martin.bruder@DEval.org
Die Ausgaben des Meinungsmonitors
Policy Briefs
- Entwicklungspolitische Einstellungen im Kontext des Krieges gegen die Ukraine
- Feministische Entwicklungspolitik: Was denkt die Bevölkerung? Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage
- Nachhaltiger Konsum angesichts globaler Herausforderungen: Chancen und Hindernisse
- COVID-19: Die Einstellungen der Bevölkerung zu Entwicklungspolitischen Maßnahmen und zur Impfstoffverteilung. Umfrageergebnisse zur internationalen Solidarität während der Corona-Pandemie
- Berichterstattung über Entwicklungspolitik während der Corona-Pandemie
- Die Erwartungen der Bevölkerung an Entwicklungspolitik
- Öffentliche Meinung zu internationaler Solidarität in der Corona-Pandemie
- Die Agenda 2030 in der öffentlichen Meinung
- Die deutsche Entwicklungspolitik im Spiegel der Öffentlichkeit - der DEval-Meinungsmonitor (MeMo) Entwicklungspolitik 2018