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Fragilität und KonfliktAbgeschlossen

Gleichberechtigung der Geschlechter in Post-Konflikt-Kontexten

Friedenssicherung und Geschlechtergerechtigkeit sind zwei wesentliche Ziele der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Doch werden diese beiden Ziele und ihre Wechselwirkungen in der entwicklungspolitischen Praxis ausreichend berücksichtigt? Diesen Fragen ging eine DEval- Evaluierung in mehreren Post-Konflikt-Ländern nach. Die Evaluierung wurde 2021 abgeschlossen.

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Immer mehr Programme und Projekte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) werden in fragilen Kontexten durchgeführt. Gemeint sind damit Umstände, in denen das staatliche Gewaltmonopol nur bedingt greift und der Staat nicht in der Lage ist, grundlegende soziale Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Häufig sind diese Länder von Konflikten geprägt, deren Auswirkungen Frauen oft besonders hart treffen.

Gleichzeitig ist bekannt, dass Frauen eine entscheidende Rolle in der Prävention von Konflikten und in der Friedenssicherung spielen. Die Rechte von Frauen zu schützen und sie gleichberechtigt in Friedensverhandlungen und Konfliktschlichtung einzubeziehen, sind daher wesentliche Ziele der UN-Resolution 1325, die am 31. Oktober 2000 vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Die deutsche Bundesregierung hat diese Ziele in nationale Strategien umgesetzt.

Gender-Mainstreaming, also die Integration einer Geschlechterperspektive in alle entwicklungspolitischen Strategien und Vorhaben, soll es der deutschen EZ ermöglichen, die kontextspezifischen Genderaspekte durchgehend zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit Gender-Mainstreaming in der deutschen EZ dazu führt, dass in Post-Konflikt-Kontexten Aktivitäten durchgeführt werden, die zur Gleichberechtigung der Geschlechter beitragen und damit auch auf friedliche und inklusive Gesellschaften hinwirken. Das DEval hat dies anhand von 47 Vorhaben der deutschen staatlichen EZ in elf Post-Konflikt-Kontexten untersucht.

Hierfür wurden zwei Dimensionen betrachtet:

  1. die Prozessdimension, das heißt die Ebene der Planung und der Aktivitäten
  2. die Outcome-Dimension, das heißt die Ebene der Projektwirkungen

Zentrale Ergebnisse und Empfehlungen

Die bestehenden Verfahren zum Gender-Mainstreaming sind grundsätzlich geeignet, die Gleichberechtigung der Geschlechter in Post-Konflikt-Kontexten zu fördern.

Untersuchungen auf der Outcome-Ebene zeigen, dass beispielsweise in den Bereichen „Traumabewältigung“ und „Einkommenssteigerung“ einzelne Vorhaben relevante Wirkungen erzielen, die neben der Befriedigung praktischer Bedürfnisse zum Empowerment von Frauen und zur Veränderung von Geschlechterrollen beitragen.

Allerdings werden die Verfahren in der Praxis selten so genutzt, dass die Förderung der Geschlechtergleichstellung konsequent in den Vorhaben verankert wird.

Ihr Potenzial wird somit nicht ausreichend systematisch ausgeschöpft.

Die Evaluierung empfiehlt dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter in Post-Konflikt-Kontexten auf strategischer Ebene zu verankern.

Dasselbe gilt für die Umsetzung der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“. Zudem sollten diese Ziele in den Länderstrategien abgebildet werden.

Das BMZ sollte in jedem Post-Konflikt-Land die Förderung eines Vorhabens prüfen, das Frieden und Sicherheit sowie die Gleichberechtigung der Geschlechter als Hauptziele verfolgt.

Solche Vorhaben sind in Post-Konflikt-Kontexten besonders relevant und unterstützen die Umsetzung der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“.

BMZ und Durchführungsorganisationen sollten Schutz- und Beschwerdemechanismen gegen sexuelles Fehlverhalten konsequent institutionalisieren.

In vielen Post-Konflikt-Kontexten ist sexualisierte und genderbasierte Gewalt auch nach Ende eines Konfliktes weitverbreitet. Auf dieses Umfeld müssen EZ-Vorhaben reagieren und das Risiko minimieren, dass Zielgruppen und Mitarbeitende sexualisierter Gewalt oder Ausbeutung ausgesetzt sind.

 

Die Evaluierung wurde 2021 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die vollständigen Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Hintergrund

Ein großer Teil der Kooperationsländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist von Konflikten geprägt. Die UN-Resolution 1325 und ihre Folgeresolutionen unterstreichen die Rolle von Frauen hinsichtlich Friedenssicherung und Konfliktprävention und heben die Relevanz gendersensibler Ansätze und des Schutzes von Frauenrechten in Post-Konflikt-Kontexten hervor. Diese Vorgaben wurden von der deutschen Bundesregierung in nationale Strategien übersetzt, wobei für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) der ressortübergreifende Nationale Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Resolution 1325 besonders relevant ist. Auch im Aktionsplan zur Gleichberechtigung der Geschlechter 2016–2020 ist „Bewaffnete Konflikte, Friedenssicherung und Flucht“ ein sektorales Themenfeld. Umgekehrt spielt Gleichberechtigung der Geschlechter eine Rolle im BMZ-Konzept „Entwicklung für Frieden und Sicherheit“.

Methoden

Die Evaluierung verfolgt einen theoriebasierten Evaluierungsansatz, um die konzeptionell-theoretischen Annahmen zum Gender-Mainstreaming-Prozess mit der praktischen Umsetzung von Gender-Mainstreaming in der EZ sowie den erreichten Wirkungen abzugleichen. Im Rahmen eines Multimethoden-Designs wurden Strategie- und Verfahrensdokumente analysiert, 47 Vorhaben in elf Post-Konflikt-Ländern (Äthiopien, Burundi, Georgien, Kolumbien, Liberia, Nepal, Pakistan, Ruanda, Sri Lanka, Uganda und Ukraine) untersucht und Fallstudien in vier Ländern (Kolumbien, Liberia, Pakistan und Sri Lanka) durchgeführt.

Team

Kontakt

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Dr. Angela Heucher

Senior-Evaluatorin - Teamleitung, Gleichstellungsbeauftragte

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Dr. Martin Bruder

Abteilungsleiter: Zivilgesellschaft, Menschenrechte

Telefon: +49 (0)228 336907-970

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