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Evaluierung des Corona-Sofortprogramms des BMZ

Mit dem Corona-Sofortprogramm unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zwischen April 2020 und Dezember 2021 Entwicklungs- und Schwellenländer darin, die Folgen der COVID-19 Pandemie einzudämmen. Die in zwei Phasen gegliederte Evaluierung legt einen Fokus auf die im Programm eingesetzten Verteilungskanäle und Instrumente.

Die COVID-19 Pandemie hat Länder weltweit betroffen. Neben den direkten gesundheitlichen Folgen der Pandemie haben die eingeführten Schutzmaßnahmen – teilweise dramatische - sozioökonomischen Auswirkungen hervorgerufen. In Ländern des globalen Südens fehlten oft die notwenigen Mittel zur Abmilderung dieser Folgen.

Das BMZ hat das sogenannte Corona-Sofortprogramm in Höhe von 4,8 Milliarden Euro aufgesetzt, um Maßnahmen zur Vermeidung, Früherkennung und Eindämmung der COVID-19 Pandemie und ihrer sozioökonomischen Folgen zu finanzieren.

Mit der Evaluierung des Corona-Sofortprogramms bewertet das DEval die Angemessenheit und Wirksamkeit des Programms und leistet so einen Beitrag zur Rechenschaftslegung über die Verwendung der Mittel. Neben der Betrachtung von Empfängern und Inhalten des Programms, liegt ein besonderer Fokus der Evaluierung auf der Betrachtung der eingesetzten Verteilungskanäle und Instrumente. Auf Grundlage der Evaluierungsergebnisse wurden Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die Bewältigung zukünftiger ähnlich gelagerter Krisen, insbesondere im Hinblick auf geeignete Verteilungskanäle und Instrumente, abgeleitet.

Zentrale Ergebnisse und Empfehlungen

Insgesamt zeichnen die Ergebnisse der Evaluierung ein positives Bild des CSP. Das Programm förderte überwiegend Projekte in Sub-Sahara Afrika, dem Nahen Osten und Nordafrika und setzte diese hauptsächlich über bilaterale staatliche und multilaterale Organisationen um. Besonders die hohe Vergabe von Zuschüssen, der Bezug von Sachgütern über multilaterale und lokale Organisationen sowie der Aufbau von Reaktionsmaßnahmen auf bestehenden Partnerschaften wurden in der Evaluierung positiv bewertet. Um in einer zukünftigen ähnlich gelagerten Krise ein Reaktionsprogramm systematischer zu steuern und auszurichten, Erfolgsfaktoren beizubehalten sowie Verbesserungen gegenüber dem CSP vorzunehmen, spricht die Evaluierung acht Empfehlungen aus. Im Folgenden werden drei zentrale Empfehlungen der Evaluierung dargestellt.

Es wird empfohlen in zukünftigen Krisen einen stärkeren Fokus auf die Steuerung eines
Krisenreaktionsprogramms zu legen.

Die Evaluierung hinterfragt die Angemessenheit der genutzten Planungs- und Koordinierungsstrukturen im CSP. Diese bestanden nur anfänglich und wurden rasch wieder aufgelöst, was die Relevanz des CSP verminderte. Daher sollte das BMZ für eine zukünftige globale Krise vergleichbaren Ausmaßes eine Stelle benennen, welche für die institutionelle Verankerung eines Krisenreaktionsprogramms zuständig ist und Erkenntnisse aus internen wie externen Lern- und Prüfprozessen aufnimmt.

Weiterhin sollten das BMZ und die DOs prüfen, inwieweit die Mittelvergabe an
zivilgesellschaftliche Organisationen in einer ähnlichen Krisensituation erhöht werden
kann.

Die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen steigert die Relevanz und Effizienz durch ihre Nähe zur Bevölkerung und ihr Wissen zu lokalen Bedarfen. Allerdings erhielten diese nur einen sehr kleinen Teil der Mittel (unter 2 Prozent), wodurch diese Vorteile nicht umfassend genutzt werden konnten. Falls es Hürden in der Zusammenarbeit in Krisen gibt, sollten vorbereitend Krisenmechanismen und -verfahren entwickelt oder ausgebaut werden, die höhere Direktvergaben ermöglichen.

Zukünftige Krisenprogramme sollten außerdem stärker an der Vulnerabilität, der
Betroffenheit und den Bedarfen der Partnerländer orientiert sein.

Während der Aufsetzung und insbesondere im weiteren Verlauf der Pandemie und des Programms wurden keine systematischen Analysen von Vulnerabilität, Betroffenheit und Bedarfen der Länder und Zielgruppen durchgeführt, um die Mittelverteilung übergreifend zu steuern. Es wurde vor allem auf bestehende Partnerschaften vertraut, was eine schnelle Krisenreaktion ermöglicht. Allerdings hätte beispielsweise die Mittelvergabe im zweiten Jahr des Programms (2021) stärker unter Betrachtung dieser Aspekte erfolgen können. Um eine Umsetzung dieser Empfehlung zu gewährleisten, sollte das BMZ bereits jetzt ein Vorgehen entwickeln, wie die Bedarfe der Partnerländer im Verlauf einer Krise umfassend festgestellt werden können.

 

Die Evaluierung wurde von 2021 bis 2024 durchgeführt. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt. Im Evaluierungsbericht können die weiteren Ergebnisse und Empfehlungen nachgelesen werden.

Hintergrund

Die COVID-19 Pandemie hat Länder weltweit direkt oder indirekt betroffen und war auch zu Beginn dieser Evaluierung im Dezember 2021 noch längst nicht bewältigt, weder auf nationaler noch auf internationaler Ebene.

In 2020 lag die durch die Pandemie ausgelöste wirtschaftliche Rezession bei 3,5% der globalen Wirtschaft und erholte sich 2021 nur teilweise. So wird geschätzt, dass die extreme Armut im Jahr 2020 das erste Mal seit über 20 Jahren wieder anstieg und circa 71 Millionen Menschen neu in extreme Armut gebracht wurden. Unter diesen Umständen scheint es unwahrscheinlich, dass die SDGs erreicht werden können.

Um diesen negativen Auswirkungen entgegenzuwirken, legten Regierungen weltweit umfangreiche Reaktionsprogramme auf. Während Industrieländer durchschnittlich 8% ihres BIP in 2020 zur Abmilderung der ökonomischen Auswirkungen von COVID-19 durch direkte und indirekte Unterstützung investierten, wandten Schwellen- und Entwicklungsländer im gleichen Zeitraum weniger als 4% bzw. 2% ihres BIP auf.

Das BMZ hat im April 2020 das sogenannte Corona-Sofortprogramm mit einem Gesamtvolumen von 4,8 Mrd. Euro aufgesetzt, um Maßnahmen zur Vermeidung, Früherkennung und Eindämmung der COVID-19 Pandemie und ihrer sozioökonomischen und wirtschaftlichen Folgen zu finanzieren.

Ziele

  • Phase 1: Beitrag zur Rechenschaftslegung durch schnelle Bereitstellung von Bewertungen der Relevanz und Effizienz des Corona-Sofortprogramm Portfolios in Bezug auf Verteilungskanäle, Instrumente, Empfänger und Inhalte
  • Phase 2: Robuste Bewertung insbesondere von Effektivität, Effizienz, Kohärenz und Relevanz der genutzten Verteilungskanäle und Instrumente; Lernen für zukünftige Krisen

Methoden

Gegenstand der Analyse sind die Instrumente bzw. Maßnahmen, die zwischen April 2020 und Dezember 2021 über das Corona-Sofortprogramm finanziert wurden.

Das DEval evaluiert das Programm in zwei Phasen. Die erste Phase beinhaltet eine Portfolioanalyse zur Bewertung der Relevanz und Effizienz des Programms. Die Portfolioanalyse basiert auf der Auswertung von Monitoringdaten, sowie aus Erkenntnissen aus systematischen Literaturanalysen zu Verteilungskanälen, Instrumenten und Themen.

In der zweiten Phase der Evaluierung wurden die Erkenntnisse der Portfolioanalyse zu Relevanz und Effizienz mittels einer eigenen Datenerhebung erweitert und zudem Erkenntnisse zur Effektivität und Kohärenz des Programms gesammelt. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf ausgewählten im Corona-Sofortprogramm genutzten Verteilungskanälen und Instrumenten. Die Evaluierung beinhaltet sowohl eine standardisierte virtuelle Befragung aller mit dem Corona-Sofortprogramm erreichten Partnerländer, sowie qualitative und quantitative Befragungen in ausgewählten Fallstudienländern (Burkina Faso, Jordanien und Libanon) und eine Dokumentenstudie.

Kontakt

Portrait von Dr. Cornelia Römling
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Dr. Cornelia Römling

Senior-Evaluatorin - Teamleitung

Telefon: +49 (0)228 336907-996

E-Mail: cornelia.roemling@DEval.org

Portrait von Amélie Gräfin zu Eulenburg
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Amélie Gräfin zu Eulenburg

Abteilungsleiterin: Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung, Integritätsbeauftragte

Telefon: +49 (0)228 336907-930

E-Mail: amelie.eulenburg@DEval.org

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