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Die Förderung nachhaltiger Lieferketten durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit am Beispiel des Textilsektors

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit (EZ) hat das Ziel, negative soziale und ökologische Effekte in globalen (Textil-)Lieferketten zu reduzieren und langfristig zu ihrer nachhaltigen Ausgestaltung beizutragen. Daher wurde in der Evaluierung das Zusammenspiel von EZ-Instrumenten und -Maßnahmen untersucht. Die Evaluierung wurde 2023 abgeschlossen.

 

In der globalen Textillieferkette zeigen sich zahlreiche soziale wie auch ökologische Nachhaltigkeitsherausforderungen. Dazu gehören beispielsweise die Missachtung von Arbeitsrechten oder Umweltverschmutzung durch nicht sachgemäßen Chemikalieneinsatz. Zur Förderung nachhaltiger Textillieferketten nutzt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) verschiedene Instrumente, um spezifische Zielgruppen entlang der Textillieferkette zu adressieren (Instrumenten-Mix). Zu den Zielgruppen gehören Textilfabriken in den Partnerländern, einkaufende Unternehmen, Konsument*innen in Deutschland sowie politische und gesetzgebende Akteure.

In der Evaluierung wurde die Förderung nachhaltiger Textillieferketten durch das BMZ analysiert. Der Evaluierungsgegenstand war das Zusammenspiel der EZ-Instrumente und -Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger globaler Lieferketten im Textilsektor. Die Maßnahmen werden vorrangig durch staatliche Durchführungsorganisationen (z.B. GIZ) und häufig unter Beteiligung privatwirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure umgesetzt. Die Evaluierungsfragen bezogen sich zum einen darauf, inwiefern die eingesetzten Instrumente bzw. ihre Kombination geeignet waren, und zum anderen darauf, inwieweit die angestrebten Ziele erreicht wurden.

 

Zentrale Ergebnisse und Empfehlungen

  • Ein positives Ergebnis der Evaluierung ist, dass der Instrumenten-Mix der deutschen EZ relevante soziale und ökologische Herausforderungen im Textilsektor adressiert. Dabei werden alle relevanten Zielgruppen angesprochen.
  • Das BMZ war zudem maßgeblich am Zustandekommen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) beteiligt. Mit diesem gibt es erstmals verbindliche rechtliche Vorgaben für einkaufende Unternehmen, ihre unternehmerischen Sorgfaltspflichten aktiver zu erfüllen.
  • Jedoch gibt es kein handlungsleitendes Konzept auf strategischer und operativer Ebene zur Förderung von Textillieferketten. Angesichts der Länge von Textillieferketten, der Komplexität entwicklungspolitischer Handlungsbedarfe und der Vielzahl an Akteuren wäre ein handlungsleitendes Konzept des BMZ für eine strategische Steuerung des Instrumenten­Mix erforderlich.
  • Das Fehlen eines handlungsleitenden Konzepts zeigt sich unter anderem bei den Aktivitäten im Partnerland Bangladesch: Hier konnten zwar moderate, nachvollziehbare Beiträge zum Schutz von Textilarbeiter*innen vor Arbeitsunfällen und für den Umweltschutz identifiziert werden, diese führten jedoch (bisher) nicht zu grundlegenden Veränderungen.
  • Das DEval empfehlt dem BMZ daher unter anderem, ein übergeordnetes wirkungs­ und handlungsorientiertes Konzept für die Förderung nachhaltiger globaler Textillieferketten zu entwickeln. Zudem sollte das BMZ sich verstärkt um nationale, europäische und multilaterale Politikkohärenz bemühen. Weitere Empfehlungen zielen auf freiwillige Initiativen wie das Textilbündnis ab sowie darauf, nachhaltige öffentliche Beschaffung zu fördern.

 

Die Evaluierung wurde 2023 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die vollständigen Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Hintergrund

Globale Lieferketten sind – insbesondere im Textilsektor – von zahlreichen sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsherausforderungen gekennzeichnet. Das Bewusstsein hierfür ist in der Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit durch Unglücke wie den Brand in der Textilfabrik Ali Enterprises in Pakistan 2012 oder den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch 2013 gestiegen.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat sich das Ziel gesetzt, faire und nachhaltige globale Textillieferketten zu fördern. Daher hat das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) das Zusammenspiel von Instrumenten und Maßnahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) zur Förderung nachhaltiger globaler Lieferketten im Textilsektor untersucht.

Ziele

Gegenstand der Evaluierung war der Instrumenten-Mix der deutschen EZ zur Förderung nachhaltiger Lieferketten im Textilsektor.

Übergeordnete Evaluierungsfragen waren:

  • Zu Relevanz, Kohärenz und Effizienz: Inwieweit sind die in der deutschen EZ verwendeten Instrumente beziehungsweise ihre Kombination geeignet, nachhaltige Lieferketten zu fördern?
  • Zu Effektivität und Impact: Inwieweit werden die vom BMZ angestrebten Ziele bei der Förderung nachhaltiger Lieferketten erreicht?

Mit der Evaluierung wurden insbesondere Ziele der Rechenschaftslegung und des Lernens verfolgt. Erstens wurde im Sinne der Rechenschaftslegung analysiert, ob und in welchem Maß die deutsche EZ dazu beigetragen hat, die soziale und die ökologische Nachhaltigkeit in globalen Lieferketten zu fördern. Zweitens war es Ziel, mit der Evaluierung zum Lernen beizutragen und eine evidenzbasierte Politikgestaltung zu ermöglichen. Dazu wurden strategisch-operative Schlussfolgerungen und Empfehlungen für zukünftiges Handeln generiert.

Methoden

Die Evaluierung folgte einem theoriebasierten Evaluierungsansatz. Das Evaluierungsdesign beinhaltete eine Portfolioanalyse und zwei Fallstudien (Bangladesch und Deutschland). Als Datengrundlage dienten Interviews, Strategie­, Programm- und Projektdokumente, eine repräsentative Befragung sowie wissenschaftliche und graue Literatur. Um die Evaluierungsfragen zu beantworten, kamen Methoden der qualitativen Inhaltsanalyse, der semisystematischen Literaturanalyse und der Kontributionsanalyse zum Einsatz.

 

Weiterführende Links

Forschungsnetzwerk „Nachhaltige Lieferketten

Kontakt

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Amélie Gräfin zu Eulenburg

Abteilungsleiterin: Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung, Integritätsbeauftragte

Telefon: +49 (0)228 336907-930

E-Mail: amelie.eulenburg@DEval.org

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Dr. Angela Heucher

Senior-Evaluatorin - Teamleitung, Gleichstellungsbeauftragte

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E-Mail: angela.heucher@DEval.org

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