Zugang zu (grüner) Energie im ländlichen Afrika
Zugang zu moderner, klimaschonender Energie für alle Menschen und wirtschaftliche Entwicklung durch Energiezugang: Wie kann dies im ländlichen Afrika gelingen? Eine Evaluierung des Beitrags der deutschen Entwicklungszusammenarbeit geht dieser und weiteren Fragen nach.
Im ländlichen Raum in Sub-Sahara Afrika fehlen 72% Prozent der Bevölkerung Zugang zu moderner Elektrizität (Schätzung der IEA für das Jahr 2022). Menschen nutzen beispielsweise Petroleumlampen zur Beleuchtung und kochen auf dem offenen Feuer. Ohne moderne Energieversorgung können Kinder nach Einbruch der Dunkelheit nicht für die Schule lernen und Unternehmer*innen sind in ihren produktiven Möglichkeiten eingeschränkt, ohne Straßenbeleuchtung ist der öffentliche Raum unsicher. Außerdem kann das Kochen auf offenem Feuer gesundheitliche Schäden nach sich ziehen.
Untersucht werden die Relevanz und Effektivität sowie die Nachhaltigkeit und Kohärenz des Beitrags der deutschen Entwicklungszusammenarbeit für einen verbesserten Zugang zu (grüner) Energie im ländlichen Afrika. In der Evaluierung liegt ein Fokus auf den Instrumenten und Ansätzen zur Förderung des Energiezugangs über netzunabhängige (off-grid) Insellösungen wie Mini-Netze (mini-grids) und Stand-alone-Lösungen (zum Beispiel Heimsolarsysteme oder autonome solare Wasserpumpen, Kühlschränke oder Mühlen). Ein Ziel ist es herauszufinden, wie gut diese Ansätze dafür geeignet sind, den Zugang zu moderner Energie für alle auszuweiten. Weitere zentrale Frage der Evaluierung sind, inwiefern diese netzunabhängigen Lösungen eine produktive und einkommensgenerierende Nutzung von Energie ermöglichen und die Lebensverhältnisse von Frauen im ländlichen Raum verbessern können.
Hintergrund
Mit der UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung hat sich die Weltgemeinschaft das Ziel gesetzt, bis 2030 einen universellen Zugang zu erschwinglichen, zuverlässigen und modernen Energiedienstleistungen zu gewährleisten (UN, 2015). Das Sustainable Development Goal 7 (bezahlbare und saubere Energie) sieht zusätzlich eine deutliche Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energie am globalen Energiemix vor, um zu einer transformativen, kohlenstoffarmen Entwicklung gemäß des Pariser Klimaabkommens beizutragen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (BMZ) hat sich vorgenommen, „Energiearmut in den Partnerländern zu verringern und unter anderem Privathaushalte, soziale Einrichtungen und Unternehmen mit bezahlbarer, verlässlicher und nachhaltiger Energie zu versorgen“ (BMZ, 2021).
Um schnelle Ergebnisse im Aktionsfeld „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“ zu erzielen, setzt das BMZ neben dem Initiativthema „Grüner Wasserstoff und Folgeprodukte“ vor allem auf die Initiative „Grüne Bürgerenergie“ (GBE) und die seit 2004 bestehende Multi-Geber-Partnerschaft „Energising Development“ (EnDev). Hier sollen Partnerländer „unter aktiver Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, Genossenschaften sowie privatwirtschaftlichen Investoren beim Auf- und Ausbau erneuerbarer Energien und deren produktiver […] Nutzung“ unterstützt werden (BMZ, 2021).
Ziele
Ziel der Evaluierung ist die Bewertung des deutschen Beitrags zur Energieversorgung im ländlichen Afrika anhand der OECD-DAC-Evaluierungskriterien für das Lernen und die Rechenschaftslegung. Aus den Befunden der Evaluierung werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit abgeleitet.
Die vorliegende Evaluierung will empirische Grundlagen für den Reflexionsprozess zur Kernthemenstrategie „Verantwortung für unseren Planeten – Klima und Energie“ liefern. Sie leistet zudem einen Beitrag zur Identifikation von Pilotansätzen aus der BMZ-Initiative „Grüne Bürgerenergie für Afrika“, die sich gegebenenfalls für die weitere Portfoliogestaltung und Programmierung empfehlen könnten. Da die Initiative „Grüne Bürgerenergie“ im September 2023 ausläuft, können aus der Evaluierung zeitlich passend Schlussfolgerungen und Anregungen gezogen werden, auch übergreifend für das Lernen für die zukünftige Programmierung und Rechenschaftslegung.
Methoden
Die Evaluierung basiert auf Fallstudien. Kernstück sind Primärdatenerhebungen in den Ländern Benin, Uganda und Senegal. Der Fokus liegt auf den Zielgruppen produktiver Energienutzung. Dies sind vornehmlich kleine ländliche Unternehmen in der Landwirtschaft, Viehzucht und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte, aber auch Betreiber*innen von Restaurants und kleinen Läden zur Deckung des Bedarfs des täglichen Lebens. In allen drei Fallstudienländern wurden Fokusgruppen gebildet und qualitative Gruppenbefragungen mit Unternehmer*innen durchgeführt. In Benin und Senegal wurden diese durch quantitative Umfragen ergänzt. Neben den Endbegünstigten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wurde auch eine Vergleichsgruppe befragt, die nicht von den untersuchten Programmen profitiert hat. Im Senegal erfolgte zusätzlich eine Umfrage unter Dorfvorstehern und Betreibern von Mini-Energie-Netzen (auf Dorfebene).
Die Fallstudien sind eingebettet in fallübergreifende Analysen von relevanten Ansätzen zur Energieversorgung, die die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in den letzten Jahren in Afrika umgesetzt haben. Zu diesem Zweck wurden sogenannte Vorhabensdokumente qualitativen Inhaltsanalysen sowie Daten zur Verteilung von Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit im Energiesektor (nach Ansätzen, Ländern und Themen) einer quantitativen Portfolioanalyse unterzogen. Trianguliert wurden alle diese Datenerhebungen und -analysen durch Interviews mit Stakeholdern der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, Kooperationspartnern in den Partnerländern sowie Expert*innen für die jeweiligen Themenbereiche.
Team
- Dr. Mascha Rauschenbach Senior-Evaluatorin - Teamleitung
- Alexandra Köngeter Evaluatorin
- Kevin Moull Evaluator
- Anna Warnholz Evaluatorin
Kontakt
Dr. Sven Harten
Telefon: +49 (0)228 336907-950
E-Mail: sven.harten@DEval.org