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Schutzgebietsförderung

Schutzgebiete wie Biosphärenreservate und Nationalparks sind geografisch definierte Räume, die dem weltweiten Erhalt der Artenvielfalt und gesunder Ökosysteme dienen. Allerdings sind die Nutzungsmöglichkeiten dieser Gebiete häufig eingeschränkt, was sich negativ auf die sozioökonomische Entwicklung der lokalen Bevölkerung auswirken kann. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zielt daher in seiner bilateralen Unterstützung von Schutzgebieten darauf ab, sowohl Biodiversität zu erhalten als auch nachhaltige Entwicklungschancen zu fördern.

Das DEval evaluierte die Schutzgebietsförderung des BMZ zwischen 2016 und 2021 – mit einem besonderen Augenmerk auf die Integration dieser beiden Ziele. Die Evaluierung wurde im November 2024 abgeschlossen.

Funktionierende Ökosysteme sind essenziell für eine nachhaltige Entwicklung. Sie sind aber durch den Klimawandel, Umweltverschmutzung und den Verlust der Biodiversität massiv bedroht. Die Notwendigkeit des Erhalts der Ökosysteme, Arten und der genetischen Vielfalt wird in diversen internationalen Verpflichtungen anerkannt, insbesondere in der Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity, CBD) aus dem Jahr 1992. Sie wird seit 2022 durch den Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming-Montreal konkretisiert. Er sieht vor, dass 30 Prozent der Erdoberfläche bis 2030 unter Schutz stehen sollen. Ein zentrales Problem ist dabei der wirtschaftliche Nutzungsdruck. Es gilt daher, die Interessen und Lebensweisen der in den Schutzgebieten oder in deren Nähe lebenden lokalen Bevölkerung und anderer Stakeholder bei der Förderung der Schutzgebiete zu berücksichtigen.

Im Spannungsfeld zwischen Schutz- und Nutzungsinteressen verfolgt das BMZ zwei übergeordnete Ziele. Die EZ-Maßnahmen sollen zum Erhalt der Biodiversität beitragen und gleichzeitig nachhaltige Einkommensquellen für die lokale Bevölkerung schaffen. Es ist für die deutsche EZ von großer Bedeutung, die lokale Bevölkerung und Stakeholder bei der Ausbalancierung dieser Ziele zu beteiligen.

Die Evaluierung widmet sich der Frage, wie das BMZ im Rahmen seiner Schutzgebietsförderung mit möglichen Spannungsfeldern zwischen ökologischen und sozioökonomischen Zielen umgeht. Dabei werden unter anderem partizipative Praktiken bei der Durchführung von Maßnahmen betrachtet.

 

Hintergrund

Der Erhalt der Artenvielfalt ist von besonderer globaler Bedeutung, da sie die natürliche Lebensgrundlage der Menschen bildet. Die Vertragsstaaten der CBD haben sich daher dazu verpflichtet, die globale Biodiversität durch gemeinsame Anstrengungen zu erhalten. Die Konvention betont die besondere Verantwortung des globalen Nordens, die Länder des globalen Südens bei der Erreichung ihrer Biodiversitätsziele zu unterstützen. Deutschland als Vertragsstaat der Konvention hat daher angekündigt, sein Engagement für den Biodiversitätserhalt bis 2025 auf 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zu erhöhen, um dieser Verantwortung nachzukommen. Dazu gehört auch die Förderung von Schutzgebieten.

Ökologische Zielsetzungen können jedoch nicht isoliert von anderen Entwicklungszielen betrachtet werden. Sie müssen in einem ganzheitlichen Ansatz nachhaltiger Entwicklung zusammen mit sozialen und wirtschaftlichen Zielen adressiert werden. Diese in der Agenda 2030 angelegte Multidimensionalität spiegelt sich auch in den Querschnittsthemen des Reformkonzepts BMZ 2030 wider. Das bedeutet, dass sich eine zukunftsorientierte Entwicklungszusammenarbeit mit der Schaffung von Synergien, aber auch mit Spannungsfeldern zwischen diesen Zielen auseinandersetzen muss. Die Förderung von Schutzgebieten ist ein illustratives Beispiel für eine Schnittstelle zwischen ökologischen Zielen von weltweiter Bedeutung und sozioökonomischen Zielen der lokalen Bevölkerung und anderer Stakeholder.

Ziele

Die Evaluierung legt retrospektiv Rechenschaft über die Verwendung der öffentlichen BMZ-Mittel ab und trägt mit den gewonnenen Erkenntnissen zum institutionellen Lernen bei. Die vorliegenden Ergebnisse der Evaluierung sollen einer evidenzbasierten Gestaltung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Förderung von Schutzgebieten dienen.

Methoden

Die Evaluierung verwendet einen theoriebasierten Ansatz, in dessen Rahmen verschiedene Methoden angewendet wurden. Dazu gehören quantitative Elemente wie eine Online-Befragung von an der deutschen Schutzgebietsförderung beteiligten Personen, eine Portfolioanalyse sowie eine Analyse ökologischer und sozioökonomischer Indikatoren. Auch qualitative Elemente wie Fallstudien, Interviews mit Stakeholdern und Fachleuten und Dokumentenanalysen kamen zum Einsatz.

Ergebnisse und Empfehlungen

Die Evaluierung zeigt, dass die Förderung von Schutzgebieten weltweit vor Herausforderungen steht. Der Erhalt von Biodiversität ist zwar eine internationale Priorität, aber in der Praxis lassen sich Schutz- und Nutzungsinteressen oftmals nur schwer vereinbaren. Dabei spielen auch länderspezifische Faktoren eine Rolle, zum Beispiel die geografische Lage des Schutzgebiets, die klimatischen und wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort sowie das politische und gesellschaftliche System. Die Schutzgebietsförderung verdeutlicht, wie verflochten die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 untereinander sind und wie wichtig ein ganzheitlicher Ansatz der Entwicklungszusammenarbeit ist.

Das DEval empfiehlt, die Schutzgebietsförderung zumindest im bisherigen Umfang beizubehalten. Die Analysen zeigen, dass die EZ-Maßnahmen dazu beitragen, die Biodiversität und die sozioökonomische Situation in den geförderten Schutzgebieten kurzfristig zu stabilisieren.

Allerdings kann die Förderung den ökonomischen Nutzungsdruck auf die Schutzgebiete nur teilweise reduzieren. Die Evaluierung zeigt, dass eine Abmilderung des wirtschaftlichen Nutzungsdrucks für einen dauerhaften Erhalt der Schutzgebiete entscheidend ist. Das DEval empfiehlt daher eine Ausweitung der sozioökonomischen Aktivitäten im Rahmen der Schutzgebietsförderung. Die Identifizierung der Ursachen nicht-nachhaltiger Nutzung natürlicher Ressourcen in verschiedenen Kontexten kann dabei helfen, Alternativen zur Sicherung der Einkommen und zur langfristig nachhaltigen Nutzung von Schutzgebieten zu entwickeln.

Zudem empfiehlt das DEval, dass das BMZ und die Durchführungsorganisationen die lokale Bevölkerung und insbesondere vulnerable Gruppen stärker an der Planung und Durchführung der Maßnahmen beteiligen. Dies ist eine gute Möglichkeit, die Schutz- und Nutzungsinteressen auszutarieren und die Maßnahmen an die Bedürfnisse lokaler Stakeholder anzupassen.

Das BMZ sollte auch verstärkt mit anderen Gebern und den Partnerregierungen kooperieren und das Wirkungsmonitoring der Maßnahmen verbessern.

Kontakt

Portrait von Anna Sting
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Anna Sting

Evaluatorin - Teamleitung, Gleichstellungsbeauftragte

Telefon: +49 228-336907-319

E-Mail: anna.sting@DEval.org

Portrait von Amélie Gräfin zu Eulenburg
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Amélie Gräfin zu Eulenburg

Abteilungsleiterin: Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung, Integritätsbeauftragte

Telefon: +49 (0)228 336907-930

E-Mail: amelie.eulenburg@DEval.org

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