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Instrumente und Strukturen der EZAbgeschlossen

Ruandisch-deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Gesundheitswesen

Die Bundesregierung hat den Gesundheitssektor in Ruanda von 1980 bis 2012 unterstützt. Welche Wirkungen die Entwicklungszusammenarbeit über diesen Zeitraum entfaltet hat und welche Schlüsse sich daraus für die Kooperation mit anderen Ländern im Gesundheitswesen ziehen lassen, hat das DEval zum Ende der deutsch-ruandischen Zusammenarbeit untersucht. Die Evaluierung wurde 2014 abgeschlossen.

Ruanda hat sich mit Blick auf internationale Vereinbarungen wie die „Pariser Erklärung zur Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit“ von 2005 und den „Aktionsplan von Accra“ von 2008  verpflichtet, für eine bessere Arbeitsteilung der Geber zu sorgen. Eine Maßnahme dabei war, die Zusammenarbeit mit den Partnerländern auf jeweils drei Schwerpunktsektoren zu begrenzen. Auf Wunsch Ruandas hat die Bundesregierung daher entschieden, ihr Engagement im ruandischen Gesundheitssektor zu beenden.

Das Ende der Kooperation wurde als Anlass genommen, Bilanz zu ziehen und die verschiedenen Programme und Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit, die während der 30-jährigen Zusammenarbeit zum Einsatz kamen, zu bewerten. Dabei wurde der Kooperationszeitraum in drei Phasen eingeteilt. Diese orientieren sich sowohl an historischen Gegebenheiten im Land als auch an der Form der deutschen Entwicklungszusammenarbeit: die Zeitspanne zwischen 1980 und dem Genozid 1994, die Post-Konflikt-Zeit und die anschließenden Jahre des Wiederaufbaus bis etwa 2003 sowie die Phase von 2004 bis 2012. Kernstück der Evaluierung bildete die letzte Phase.

Ergebnisse und Empfehlungen

Der Gesundheitsstatus der Bevölkerung Ruandas hat sich im letzten Jahrzehnt der Untersuchung erheblich verbessert; dazu hat die deutsche Entwicklungszusammenarbeit maßgeblich beigetragen.

Dabei haben sich der eingesetzte Instrumentenmix aus finanzieller und technischer Zusammenarbeit und der Ansatz, Maßnahmen sowohl auf  Distrikt- als auch auf nationaler Ebene durchzuführen, positiv ausgewirkt. Allerdings bestehen weiterhin große Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung, die dringend ausgeglichen werden müssen. Dies gilt vor allem für Frauen, arme Menschen und die ländliche Bevölkerung.

Ziel war es, möglichst viele Menschen über Gesundheitsdienste zu erreichen und die Qualität der Dienste zu verbessern. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat sich daher vor allem darauf konzentriert, die Gesundheitssysteme zu stärken.

Dadurch hat sie einen wichtigen Ausgleich zu den Programmen anderer Geber geschaffen, die sich vorrangig in der Prävention und Bekämpfung einzelner Krankheiten – wie Malaria, Tuberkulose oder HIV/Aids – engagieren.

Bei künftigen Gesundheitsmaßnahmen in vergleichbaren Länder-Kontexten sollten verstärkt Schlüsselpersonen in den Gemeinden eingesetzt werden.

Dadurch ließe sich der Multiplikatoreffekt verstärken. Auch könnten so potenzielle Synergieeffekte zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor genutzt werden. Zudem sollten die Partnerländer stärker in der medizinischen Ausbildung unterstützt werden. Im Gegenzug muss sich das jeweilige Partnerland verpflichten, ausreichend Mittel für die Ausbildung zur Verfügung zu stellen.

 

Die Evaluierung wurde 2014 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Ziele der Evaluierung

Im Sinne von spezifischen Zielen war die Evaluierung darauf gerichtet, zu folgenden Themen Nachweise zu liefern und Bewertungen zu erarbeiten:

  • Entwicklung der ruandisch-deutschen Zusammenarbeit im Gesundheitswesen;
     
  • Relevanz, Effektivität, Effizienz, Impact, Nachhaltigkeit, Kohärenz, Koordinierung, Komplementarität und Harmonisierung der ruandisch-deutschen Zusammenarbeit im Gesundheitswesen;
     
  • erfolgreiche und weniger erfolgreiche EZ-Modalitäten und Instrumente wie auch deren Interaktion und Anpassung an sich verändernde Umstände innerhalb des Sektors und hinsichtlich der sozio-ökonomischen und politischen Entwicklungen;
     
  • die Strategie bezogen auf den stufenweisen Ausstieg der deutschen EZ aus dem Gesundheitswesen.

Hintergrund

Die Bundesregierung hat 2010 dem Wunsch der Regierung Ruandas nach Beendigung ihrer Unterstützung des Gesundheitswesens zum Ende 2012 zugestimmt. Diese einvernehmliche Entscheidung trägt der Selbst-Verpflichtung der Regierung Ruandas Rechnung, im Einklang mit der Pariser Erklärung zur Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit (EZ) und dem Aktionsplan von Accra die Arbeitsteilung zwischen den Gebern zu verbessern.

Dieser historische Moment bot eine einzigartige Gelegenheit, 30 Jahre Zusammenarbeit im Gesundheitswesen durch eine summative Evaluierung zu bewerten. Das DEval führte die Evaluierung zwischen Juli 2012 und Oktober 2013 durch.

Entsprechend den historischen Phasen Ruandas sowie den Meilensteinen der deutschen und internationalen Entwicklungspolitik wurde der Zeitraum seit 1980 in drei Perioden unterteilt: die Zeitspanne zwischen 1980 und dem Genozid 1994, die Post-Konflikt Zeit und die anschließenden Jahre des Wiederaufbaus bis circa 2003 sowie die Phase bis 2012, die geprägt ist durch die Integration des deutsch-ruandischen Gesundheitsprogramms in den ruandischen Sectorwide Approach (SWAp) inklusive Sektorbudgethilfe.

Eine Analyse der wichtigsten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Trends hatte den gesamten Zeitraum seit 1980 zum Gegenstand und bildete den Hintergrund für eine kritische Revision der deutsch-ruandischen Kooperation seit 1980. Eine Übersicht über Umgestaltungen im Gesundheitssektor sowie über die Entwicklung des Gesundheitszustandes der ruandischen Bevölkerung war ebenfalls Bestandteil dieser Kontextanalyse.

Die Phase zwischen 2003 und 2012 stellte das Kernstück der Evaluierung dar. Zum einen erlaubte die umfangreiche Dokumentation der jüngeren Entwicklungsvorhaben im Vergleich zur Frühphase eine genauere Analyse, zum anderen kam mit dem strategischen Wandel in der deutsch-ruandischen Kooperation seit 2003 ein interessanter Untersuchungsgegenstand hinzu.

Methoden

Folgende Methoden kamen zur Anwendung: (1) Literatur- und Dokumentenrecherche, (2) eine standardisierte Online-Erhebung unter früheren Entwicklungshelfer*innen, (3) Interviews mit verschiedenen Gruppen von Schlüsselinformant*innen, (4) eine statistische Analyse von Daten des jüngsten Demographic and Health Survey (DHS) in Ruanda, sowie (5) eine vergleichende Fallstudie der Gesundheitssysteme von vier ausgewählten Distrikten unter Einbeziehung von Fokusgruppendiskussionen und qualitativen Interviews.

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