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Methoden und StandardsAbgeschlossen

Entwicklung eines Instrumentariums für Länderportfolioreviews

Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit der Bundesregierung soll sich künftig stärker an länderspezifischen Gesamtkonzepten orientieren. Das DEval hat ein Instrument entwickelt, mit dessen Hilfe untersucht werden kann, ob die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit ihren Aktivitäten im jeweiligen Partnerland noch auf dem richtigen Weg ist. Die Evaluierung wurde 2019 abgeschlossen.

Die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit wird immer wieder für ihre begrenzte Wirksamkeit kritisiert. Um hier Verbesserungen zu bewirken, sollen die Geber ihre Strategien an die Anforderungen internationaler Vereinbarungen anpassen, etwa an jene der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. So sind sie aufgefordert, die Entwicklungszusammenarbeit an den Prioritäten der Partnerländer auszurichten und insbesondere arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu berücksichtigen. Gleichzeitig sollen Wechselwirkungen zwischen der sozialen, der ökologischen und der ökonomischen Dimension von Entwicklung stärker beachtet werden als bisher. Und nicht zuletzt soll darauf geachtet werden, dass die entwicklungspolitischen Aktivitäten der verschiedenen Akteure in einem Partnerland aufeinander abgestimmt sind.

Auch das deutsche Entwicklungsministerium hat Änderungen in seiner internationalen Zusammenarbeit in die Wege geleitet. Dabei sind integrierte Gesamtkonzepte für die einzelnen Partnerländer in den Mittelpunkt gerückt. Länderstrategien sollen den Zielrahmen vorgeben, an dem sich die einzelnen Programme und Projekte orientieren.

Ergebnisse und Empfehlungen

Das Instrument des Länderportfolioreviews sollte fest im Steuerungssystem der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit verankert werden.

Dabei sollten die Analysen in allen Partnerländern möglichst flächendeckend und regelmäßig durchgeführt werden, damit die Informationen rechtzeitig in die Ausarbeitung der jeweiligen Länderstrategie einfließen können.

Länderportfolioreviews müssen in der Lage sein, unabhängige und systematische Informationen als Grundlage zur Erstellung der Länderstrategie bereitzustellen.

Dies kann dadurch sichergestellt werden, dass eine unabhängige Einheit geschaffen wird, die für die Länderportfolioreviews zuständig ist. Diese sollte nicht im Ministerium selbst, sondern in einer externen Organisation angesiedelt sein.

Länderportfolioreviews ersetzen keine Evaluierungen auf Länder-, Schwerpunkt- und Programmebene.

Diese Evaluierungen können als Informationsgrundlage für die Länderportfolioreviews dienen und damit ebenfalls für die Erstellung der Länderstrategien genutzt werden.

 

Die Evaluierung wurde 2019 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Ziele des Instruments

Ziel eines Länderportfolioreviews (LPR) ist die analytische Sicht „von außen“ auf die Relevanz eines bestehenden Länderportfolios („tun wir im spezifischen Länderkontext (noch) das Richtige?“), unter Einbeziehung der Perspektiven von Bundesregierung, Partnern, Durchführungsorganisationen und wichtigen Entwicklungsakteuren. Durch den LPR soll das Handeln der Entscheidungsträger*innen auf Ebene des Gesamtportfolios gestärkt und Zwischenbilanz gezogen werden. So sollen über die kritische Reflexion des Portfolios Potenziale bzw. Herausforderungen hervorgehoben werden, die es dem BMZ ermöglichen, evidenzbasiert Entscheidungen über die Anpassung bzw. Neuausrichtung des Portfolios zu treffen.

Hintergrund

Über den Dreiklang aus Länderstrategie, Programmen und Modulen strebt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an, in den Partnerländern strukturelle Veränderungsprozesse hin zu nachhaltiger Entwicklung zu unterstützen. Gerade im Hinblick auf die Umsetzung der Agenda 2030 und die Unterstützung der Partnerländer beim Erreichen der SDGs nehmen Länderstrategien eine zentrale Rolle für die Steuerung der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit ein.

Auch der OECD-DAC-Prüfbericht 2015 über die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands fordert die Einführung von Länderportfolioreviews mit dem Ziel, die strategische Ausrichtung der Länderstrategien stärker als bisher evidenzbasiert zu gestalten und Wettbewerbsfähigkeit und Legitimation der deutschen EZ langfristig sicherzustellen. In Anbetracht der strategischen Bedeutung von Länderportfolioreviews für evidenzbasierte Entwicklungspolitik hat das DEval den Vorschlag für eine übergreifende Analyse auf Länderebenes bereits 2016 in sein Evaluierungsprogramm aufgenommen und zwischen 2017 und 2018 in enger Abstimmung mit dem BMZ ein Instrument für Länderportfolioreviews entwickelt und Verfahrensvorschläge generiert.

Die Entwicklung des LPR-Instruments war als explorativer Prozess angelegt, bei dem sich das DEval kontinuierlich mit dem BMZ abgestimmt hat. Sowohl Fragestellungen, Erhebungs- und Analysemethoden als auch Prozesse der Durchführung wurden während des Prozesses entwickelt, überprüft und angepasst. Hierbei wurde auf frühere deutsche und internationale Erfahrungen zurückgegriffen, aber auch Neues erprobt. Die Publikation des Berichts erfolgte im zweiten Quartal 2019.

Methoden

Der Entwicklungsprozess des LPR-Instruments wurde durch verschiedene Methoden und Datenquellen unterstützt:

Literatur- und Dokumentenauswertung: Eine fortlaufende Auswertung verschiedener Dokumente war Teil des Prozesses. Insbesondere wurde eine strukturierte Auswertung bestehender BMZ-Ansätze sowie von Praxis-Erfahrungen anderer wichtiger Geber zur Portfolio-Überprüfung vorgenommen.

Experteninterviews: Für den Prozess der Instrumentenentwicklung hat das DEval eine Referenzgruppe (RG) eingerichtet. Deren Experteneinschätzungen sowie die Perspektiven weiterer Wissensträger*innen zu verschiedenen Themen und zu verschiedenen Zeitpunkten wurden unter anderem durch (semi-strukturierte) Einzel- und Gruppeninterviews sowie Workshops erfasst.

Fallstudien: Zentrales Element des Entwicklungsprozesses war die Durchführung von zwei explorativen Fallstudien, in denen Vorgehen für LPR ausprobiert und angepasst wurden. Für die erste Fallstudie wurde Kenia, für die zweite Fallstudie Mongolei festgelegt.

Auswertungs-Workshops: Zu verschiedenen Zeitpunkten im Prozess wurden Auswertungs-Workshops mit Vertreter*innen des BMZ und anderen Stakeholdern durchgeführt. Zweck dieser Workshops war die gemeinsame Reflexion und Weiterentwicklung des Instruments und des Vorgehens auf Grundlage der bis dahin gesammelten Erfahrungen.

Kontakt

Christoph Hartmann

Senior-Evaluator - Teamleitung

Telefon: +49 (0)228 336907-953

E-Mail: christoph.hartmann@DEval.org

Portrait von Dr. Stefan Leiderer
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Dr. Stefan Leiderer

Abteilungsleiter: Staatliche EZ, Governance

Telefon: +49 (0)228 336907-940

E-Mail: stefan.leiderer@DEval.org

Zugehörige Dokumente

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