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Instrumente und Strukturen der EZLateinamerika und KaribikAfrikaAbgeschlossen

Dreieckskooperation in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit

In einer Dreieckskooperation schließen sich drei Länder mit unterschiedlichem Entwicklungsstand zusammen, um gemeinsam entwicklungspolitische Maßnahmen umzusetzen. Bessere Wirksamkeit durch geteilte Verantwortung, so die Idee dahinter. Zudem soll die grenzüberschreitende Zusammenarbeit verbessert werden. Das DEval hat untersucht, ob diese Erwartungen erfüllt werden.

Bei einer Dreieckskooperation sind in der Regel ein Industrieland als Geber, ein Schwellenland, das als „Süd-Anbieter“ fungiert, und ein Entwicklungsland als Empfänger beteiligt. Durch die Einbindung des Süd-Anbieters, der mit den Gegebenheiten der Empfängerländer vertraut ist, erhofft man sich, bessere Wirkungen zu erzielen als über die „klassische“ bilaterale Zusammenarbeit von Geber und Empfänger. Zudem wird durch den zusätzlichen Akteur das Budget des „Nord“-Gebers entlastet. Auch soll diese Form der trilateralen Kooperation internationale entwicklungspolitische Partnerschaften und gegenseitiges Lernen fördern.

Deutschland ist international einer der aktivsten Geber im Hinblick auf die Umsetzung von Dreieckskooperationen. Geographischer Schwerpunkt ist dabei die Region Lateinamerika und Karibik gefolgt von Südostasien und Afrika südlich der Sahara.

Ergebnisse und Empfehlungen

Dreieckskooperationen besitzen ein großes Potenzial, entwicklungspolitische Wirkungen auf politisch-strategischer Ebene zu erzielen. Auf Ebene der Empfängerländer sind Dreieckskooperationen in ihrer derzeitigen Ausgestaltung allerdings nur bedingt wirksam und nachhaltig.

Dies liegt in erster Linie daran, dass es sich meist um Einzelmaßnahmen handelt, die nur über ein geringes Budget und eine kurze Laufzeit verfügen. Für eine bessere Wirksamkeit und Nachhaltigkeit sollten die Maßnahmen inhaltlich enger an die bilateralen Programme der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im jeweiligen Empfängerland angebunden sein. Auch sollte sichergestellt werden, dass die Aktivitäten auch über das Projektende hinaus von den Partnern weitergeführt werden.

Die Rahmenbedingungen sowie die Gestaltung und die Ziele der Dreieckskooperationen unterscheiden sich in den drei untersuchten Regionen erheblich.

So gibt es in der Region Lateinamerika und Karibik deutlich mehr Süd-Anbieter als in anderen Regionen und diese Form der Kooperation wird von den Partnern vor Ort überwiegend positiv bewertet. In Südostasien wird das große Interesse der Süd-Anbieter durch das geringe Engagement der Empfänger und die Abhängigkeit von bilateralen Mitteln ausgebremst. In Subsahara-Afrika führt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit wegen zu unterschiedlicher Interessen der verschiedenen Akteure seit 2015 keine Dreieckskooperationen mehr durch. 

Um das Potenzial des Instruments besser auszuschöpfen, sollten die strategischen Ziele bei Dreieckskooperationen geschärft und die Maßnahmen besser an diesen Zielen ausgerichtet werden.

Zudem sollten Süd-Anbieter in ihrer Rolle als aktive Akteure der Entwicklungszusammenarbeit systematischer gestärkt werden. Bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen sollten die spezifischen Rahmenbedingungen und Interessen und Kapazitäten der Akteure in den verschiedenen Regionen stärker berücksichtigt werden.

 

Die Evaluierung wurde 2020 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Implikationen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Implikatione sind im Bericht zu finden.

Ziele der Evaluierung

Ziel der Evaluierung war es, evidenzbasierte Aussagen über die Wirksamkeit sowie die Potenziale und Grenzen des Instruments Dreieckskooperation treffen zu können. Dabei hat sich die Evaluierung mit den Wirkungen in den jeweiligen Partnerländern befasst, die durch die einzelnen Maßnahmen erzielt werden. Darüber hinaus hat sie analysiert, inwiefern das Instrument auch auf der politisch-strategischen Ebene Wirkungen generiert. Hierzu zählen z.B. die Förderung von Partnerschaft und Zusammenarbeit sowie die Stärkung der entwicklungspolitischen Strukturen besonders in den Schwellenländern.

Die Evaluierung hat sich auch mit der Frage auseinandergesetzt, in welchem Maß Kriterien und Herangehensweisen umgesetzt werden, die als spezifisch für Dreieckskooperationen angesehen werden. Hierzu zählt z.B. der Anspruch der Horizontalität an Dreieckskooperationen, d.h. dass alle drei Partner gleichberechtigt an der Planung und Durchführung einer Maßnahme beteiligt sind. Auch Nachteile, die Dreieckskooperationen immer wieder nachgesagt werden, hat die Evaluierung unter die Lupe genommen und überprüft. Ein Beispiel hierfür sind die hohen Transaktionskosten, die sich aus dem Koordinations- und Kommunikationsaufwand durch die größere Zahl an Partnern ergeben können.

Hintergrund

Die zunehmende Bereitschaft vieler Schwellenländer, in ihrer Region oder sogar global mehr Verantwortung zu übernehmen, ermöglicht neue Formen der internationalen Zusammenarbeit. Bei Kooperationen können die Ressourcen von Schwellen- und Industrieländern komplementär genutzt und so potenziell besser in Wert gesetzt werden.

Eine mögliche Form einer solchen internationalen Kooperation ist die Dreieckskooperation. Ihre Nutzung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit seit 2006 war Gegenstand der Evaluierung. Bei einer Dreieckskooperation vereinbaren in der Regel drei Länder mit unterschiedlichem Entwicklungsstand (traditioneller OECD/DAC-Geber – hier Deutschland, ein Schwellenland sowie ein Empfängerland) eine Kooperation, um gemeinsam entwicklungspolitische Maßnahmen im Empfängerland zu verwirklichen.

Seit einigen Jahren erfährt das Instrument der Dreieckskooperation zunehmende internationale Aufmerksamkeit und ist in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verankert. Im dort festgeschriebenen Nachhaltigkeitsziel (SDG) 17 – „globale Partnerschaft“ – wird Dreieckskooperation explizit als eine Möglichkeit zur Förderung dieser Partnerschaft genannt.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat 2013 ein Positionspapier zu Dreieckskooperationen veröffentlicht und sich darin zum Ziel gesetzt, dieses Instrument verstärkt zu nutzen. Neben einer besseren Wirksamkeit von Vorhaben verfolgt das BMZ mit dieser Kooperationsform auch das Ziel, mit Schwellenländern ein gemeinsames Verständnis von Entwicklungspolitik aufzubauen sowie einen Dialog über Standards, Kriterien und Werte zu führen. Zudem sollen die Schwellenländer dabei unterstützt werden, international mehr Verantwortung zu übernehmen.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist international einer der wichtigsten Akteure im Bereich Dreieckskooperation – trotzdem ist deren Anteil am Gesamtportfolio der deutschen Entwicklungszusammenarbeit bisher sehr gering. Der geographische Schwerpunkt der Dreieckskooperationen mit deutscher Beteiligung liegt in Lateinamerika und der Karibik, gefolgt von Südostasien und Subsahara-Afrika. Zum Zeitpunkt der Evaluierung (Stand April 2018) gab es 30 laufende Maßnahmen im Portfolio des BMZ; 80 Maßnahmen waren zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen und wurden ebenfalls analysiert.

Methoden

Für eine angemessene Untersuchung des Evaluierungsgegenstandes und Beantwortung der übergeordneten Evaluierungsfrage, inwieweit die Ziele und Erwartungen der verschiedenen Akteure an Dreieckskooperation erreicht wurden, wurde ein theoriebasiertes Evaluierungsdesign angewandt. Den analytischen Rahmen bildet die sogenannte Theory of Change (Wirkungslogik), die unter Konsultation relevanter Stakeholder rekonstruiert und überprüft wurde. Bei der Rekonstruktion sowie der Datenerhebung und -analyse wurden sowohl die Wirkungen der einzelnen Maßnahmen als auch die übergeordneten politisch-strategischen Wirkungen berücksichtigt. Hierbei wurden auch Aspekte herausgearbeitet, die Spezifika des Instrumentes Dreieckskooperation darstellen. Hierzu zählen das gemeinsame und gegenseitige Lernen sowie Prinzipien der Zusammenarbeit wie z. B. Horizontalität. In der Synthese wurden die Ergebnisse aus allen Dimensionen wieder zusammengeführt.

Die Evaluierung führte eine umfangreiche Erhebung von Primär- und Sekundärdaten durch. Fallstudien in den drei Regionen Lateinamerika und Karibik, Subsahara-Afrika und Südostasien bildeten das Kernstück der Evaluierung. Insgesamt wurden 235 Interviews in 16 Fallstudienländern und Deutschland geführt. Die 16 Fallstudienländer umfassten sieben Süd-Anbieter, acht Empfänger und einen dualen Akteur. Bei Letzterem handelt es sich um Peru, das in Dreieckskooperationen mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sowohl als Süd-Anbieter als auch als Empfänger auftritt. Interviews in Deutschland wurden mit Gesprächspartner*innen im BMZ und den Durchführungsorganisationen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) geführt.

Weiterhin wurden eine Literatur- sowie eine Portfolioanalyse auf der Basis von Projektdokumenten der Durchführungsorganisationen durchgeführt. Hierfür wertete das Evaluierungsteam 86 Dokumente zu 30 Dreieckskooperationen in Lateinamerika und der Karibik, zehn in Südostasien und drei in Subsahara-Afrika aus.

Team

  • Dr. Marcus Kaplan Ehemals Senior-Evaluator DEval
  • Dennis Busemann Ehemals Evaluator
  • Kristina Wirtgen Ehemals Evaluatorin DEval

Kontakt

Portrait von Dr. Stefan Leiderer
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Dr. Stefan Leiderer

Abteilungsleiter: Staatliche EZ, Governance

Telefon: +49 (0)228 336907-940

E-Mail: stefan.leiderer@DEval.org

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