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Fragilität und KonfliktAbgeschlossen

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit in fragilen Kontexten

Der größte Teil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wird mit und in fragilen Ländern durchgeführt. Häufig sind diese Staaten durch schwache Verwaltungen und mangelnde staatliche Autorität gekennzeichnet. Dadurch ist die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit gefährdet. Im Rahmen seiner Evaluierung hat das DEval untersucht, wie die Entwicklungszusammenarbeit an die Ausgangsbedingungen in fragilen Staaten angepasst werden kann, um ihre Wirkung zu optimieren und nachhaltig zu sichern. Die Evaluierung wurde 2019 abgeschlossen.

Typische Eigenschaften fragiler Länder sind ein fehlendes Gewaltmonopol des Staates (schwache Autorität), das Unvermögen, die Grundversorgung der Bevölkerung zu gewährleisten (schwache Kapazität) und die fehlende Anerkennung staatlicher Herrschaft durch die Bevölkerung (schwache Legitimität). Diese einzelnen Dimensionen fragiler Staatlichkeit sind je nach Land und Kontext unterschiedlich stark ausgeprägt.

Die deutsche Entwicklungspolitik ist in seinen Partnerländern mit allen Aspekten staatlicher Fragilität konfrontiert. Ziel ist es, an den strukturellen, politischen und sozialen Ursachen von Ungleichheit und schwacher Staatlichkeit anzusetzen und Mechanismen für die gewaltfreie Austragung von Konflikten zu stärken.
 

Zentrale Ergebnisse und Empfehlungen

Das BMZ misst Fragilität über mehrdimensionale Ansätze, die kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Um die Nützlichkeit der verwendeten Messinstrumente weiter zu erhöhen, sollten den Entscheidungsträgern die zugrunde gelegten Indikatoren und ihre Gewichtung transparent dargestellt werden. Zudem könnte Fragilität differenziert nach Regionen und unterschiedlichen Akteuren innerhalb von Partnerländern gemessen werden.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit verfolgt in der Zusammenarbeit mit fragilen Staaten zwei Ansätze: die Förderung von Frieden und Sicherheit und den Aufbau staatlicher Institutionen.

Durch eine Koordination der jeweils verantwortlichen Abteilungen sollte die Komplementarität dieser Ansätze sichergestellt werden. Durch ein gemeinsames Verständnis von Fragilität können zudem Überschneidungen vermieden und Synergieeffekte genutzt werden.

Projekte in Ländern mit höherer staatlicher Kapazität sind im Durchschnitt erfolgreicher.

In der strategischen Projektplanung sollte daher die Kapazität von Partnerländern detailliert eingeschätzt werden, wobei Unterschiede je nach Zielgruppe und Region berücksichtigt werden müssen.

Die Mittel für entwicklungspolitische Maßnahmen werden weitestgehend nach eigenen strategischen Vorgaben verteilt.

Ein vergleichsweise geringer Teil der Gelder geht jedoch an Nichtregierungsorganisationen und an die Zivilgesellschaft. Die bestehenden Prinzipien zur Auswahl geeigneter Partner der Entwicklungszusammenarbeit in fragilen Kontexten sollten kritisch geprüft werden.

Reisebeschränkungen und eine schlechte Infrastruktur sowie schwache Monitoring- und Evaluierungssysteme erschweren Evaluierungen in fragilen Ländern.

Es wird daher empfohlen, Kapazitäten zur Nutzung digitaler Methoden in der Datenerhebung für Monitoring und Evaluation auszubauen. Zudem ist eine angemessene Finanzausstattung und deren gesonderte Budgetierung nötig, um den besonderen Bedingungen von Monitoring und Evaluierung in fragilen Kontexten auf Ebene der Vorhaben Rechnung zu tragen.

 

Die Evaluierung wurde 2019 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Methoden

Die Evaluierung umfasste einen Konzeptvergleich und eine Strategieanalyse. Dafür wurden wissenschaftliche Fachliteratur, offizielle Dokumente, öffentlich verfügbare sozioökonomische Daten sowie Interviews ausgewertet. Strukturen und Prozesse der deutschen bilateralen EZ wurden auf Basis interner und öffentlicher Dokumente mit Blick auf Verfahren der Entscheidungsfindung analysiert. Besonderes Augenmerk galt dabei jenen Verfahren, in denen Strategien zur EZ in fragilen Kontexten oder Fragilitätsindizes eine Rolle spielen. Um die Nützlichkeit der Empfehlungen für BMZ, GIZ und KfW zu erhöhen, beziehen sich die jeweiligen Empfehlungen auf Prozesse nach der Gemeinsamen Verfahrensreform (GVR).

Zudem wurden die Evaluierungsqualität und der Projekterfolg in fragilen Kontexten analysiert. Als Basis diente eine Synthese von Evaluierungsberichten der GIZ und der KfW. Diese Synthese verknüpft Merkmale des evaluierten Vorhabens und der Evaluierung mit Daten zum Implementierungskontext. Darüber hinaus wurde im Rahmen dieser Evaluierung ein Verfahren entwickelt, das automatisiert geographische Informationen aus den Evaluierungsberichten extrahiert und so die evaluierten Vorhaben verortet. Diese Daten können mit Informationen über das lokale Konfliktgeschehen verknüpft werden, um die Durchsetzung des staatlichen Gewaltmonopols geographisch disaggregiert zu erfassen. Für die Analyse der Evaluierungsqualität wurden zudem Evaluierungsleitfäden der GIZ und der KfW sowie existierende Meta-Evaluierungen herangezogen.

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