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Das Wald- und Klimaschutzprogramm REDD+

Das internationale Wald- und Klimaschutzprogramm REDD+ zielt darauf ab, über finanzielle Anreize die Abholzung von Wäldern zu begrenzen und die Wiederaufforstung zu fördern. Dadurch soll der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden. Im Rahmen der DEval-Untersuchung wird der deutsche Beitrag zu REDD+ ausgewertet. Die Evaluierung wurde 2020 abgeschlossen.

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Die Abkürzung REDD+ steht für „Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation and the Role of Conservation, Sustainable Management of Forests and Enhancement of Forest Carbon Stocks in Developing Countries“, also die Reduzierung von Emissionen aus Entwaldung und der Schädigung von Wäldern. Dabei handelt es sich um ein Konzept, das – noch unter dem Namen RED und später REDD – erstmals auf den Verhandlungen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) im Jahr 2005 diskutiert wurde. Ziel ist es, den Schutz von Wäldern in ihrer Funktion als Speicherort für Kohlenstoff finanziell attraktiv zu machen.

Die Grundidee von REDD+ ist es, Regierungen und lokale Gemeinden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dafür zu belohnen, dass sie die Entwaldung und damit CO2-Emissionen, die durch Waldzerstörung verursacht werden, nachweislich reduzieren. Zudem werden die Wiederaufforstung und eine nachhaltige Waldbewirtschaftung gefördert, da diese einen wichtigen Beitrag zum Wald- und Klimaschutz leisten.

Die Bundesregierung zählt zu den wichtigsten Gebern im internationalen Waldschutz. Das Entwicklungsministerium unterstützte in diesem Rahmen bis 2019 über 240 Initiativen in mehr als 30 Ländern mit einer Summe von über 1,4 Milliarden Euro. Mit der Evaluierung soll der deutsche Beitrag zu REDD+ analysiert und Implikationen für die zukünftige Ausgestaltung entsprechender Maßnahmen entwickelt werden.

Zentrale Ergebnisse und Implikationen

Deutschland leistet einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Partnerländer in der REDD+-Vorbereitungsphase. Zudem war die deutsche Entwicklungszusammenarbeit maßgeblich an der Gestaltung und Weiterentwicklung des REDD+-Ansatzes beteiligt.

Durch die deutschen Maßnahmen hat sich die Waldbewirtschaftung in den Partnerländern verbessert. Auch konnten die Länder ihre Mess- und Analyse-Kapazitäten ausbauen. Allerdings ist es dem Programm bisher nicht gelungen, die komplexen Ursachen der Entwaldung erfolgreich zu bekämpfen und die Treibhausgasemissionen nennenswert zu senken.

Durch die Interessen einflussreicher Akteure aus Politik und Wirtschaft besteht die Gefahr, dass die Wirkungen der deutschen REDD+-Maßnahmen nicht von Dauer sind.

Ein weiterer Grund hierfür ist, dass es für die Partnerländer schwierig ist, langfristig die benötigten finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.

Bei der Konzeption künftiger REDD+-Maßnahmen wird angeregt, Zahlungen nicht erst zu leisten, wenn nachgewiesen wurde, dass die Emissionen gesenkt wurden.

Vielmehr könnten die Mittel bereits fließen, wenn politische oder administrative Meilensteine in der umfangreichen REDD+-Vorbereitungszeit erreicht wurden. Höhere Kohlenstoffpreise könnten den Anreiz, Wälder zu schützen, erhöhen.

Die Studie impliziert auch, den lokalen und internationalen Treibern von Entwaldung in den REDD+-Strategien verstärkt Rechnung zu tragen.

Hierfür sollte auch die Verantwortung von Akteuren aus dem Privat- und Finanzsektor als Schlüsselakteure der Entwaldung, aber auch auf dem Weg hin zu nachhaltigeren Landnutzungspraktiken stärker berücksichtigt werden.

Die Studie regt an, dass die an REDD+ beteiligten deutschen Bundesministerien ihre Abstimmung zu REDD+ intensivieren.

Darüber hinaus werden Politikreformen angeregt um handelsbasierte Treiber globaler Entwaldung auch in Europa anzugehen. Dies sind beispielsweise die Akteure in globalen (Agrar-)Lieferketten, die durch ihren Rohstoffbezug – etwa Soja, Palmöl, Holz oder Rindfleisch – die Abholzung von Wäldern fördern.

Die Thematik rohstoffbedingter Entwaldung sollte über die Parlamente und ministerielle Öffentlichkeitsarbeit gezielt in das Zentrum der politischen Diskussion gerückt werden.

Ebenso wird eine klarere Kommunikation zu Maßnahmen, Zielen und Wirkungen von REDD+ angeregt.

 

 

Die Evaluierung wurde 2020 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Implikationen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Implikatione sind im Bericht zu finden.

Ziele der Evaluierung

  • Synthese der Evidenz des Beitrags der deutschen EZ zu REDD+
     
  • Förderung des Austauschs von Wissen, Ergebnissen und Erfahrungen zwischen BMZ, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Durchführungsorganisationen und weiteren Partnern;
     
  • Beitrag zur zukünftigen Formulierung und Umsetzung deutscher, bi- und multilateraler REDD+ Maßnahmen und Finanzierung.

Hintergrund

REDD+ (Reducing emissions from deforestation and forest degradation and the role of conservation, sustainable management of forests and enhancement of forest carbon stocks in developing countries) ist ein von der internationalen Gemeinschaft entwickelter Ansatz zum Wald- und Klimaschutz unter dem Dach der Vereinten Nationen. Ziel von REDD+ ist die Minderung von Nettoemissionen von Treibhausgasen aus Entwaldung und Schädigung von Wäldern, Wiederaufforstung und nachhaltige Waldbewirtschaftung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Der Ansatz von REDD+ beruht auf der Honorierung von Regierungen für nachweisbare Emissionsminderungen. Wiederaufforstung und nachhaltige Waldbewirtschaftung sind ein wichtiger Bestandteil im Beitrag zur Erhöhung von „Forstbiomasse “ und der Reduzierung von Emissionen.

Die Bundesregierung hat eine langjährige Verpflichtung zum internationalen Schutz und Erhalt von Wäldern und ist eine der größten Geberinnen auf diesem Gebiet. Zurzeit stellt das Entwicklungsministerium über 1,4 Milliarden Euro für über 240 Forstinitiativen in über 30 Ländern und 10 Regionen durch finanzielle und technische Unterstützung zur Verfügung. Hiervon wurden zwischen 2008 und 2014 750 Millionen Euro sowohl für bi- als auch für multilaterale REDD+-Initiativen zur Verfügung gestellt. Dies beinhaltet das REDD-Early-Movers(REM)-Programm, welches Pionierländer für ihre unabhängige Eigeninitiative zur Minderung von Klimawandel und dem Erhalt von Wäldern honoriert. Auf multilateraler Ebene hat Deutschland 160 Millionen Euro der Forest Carbon Partnership Facility (FCPF) zur Verfügung gestellt, insbesondere deren aus mehreren Gebern bestehenden Treuhänderfonds: dem „Readiness Fund“ und dem „Carbon Fund“.

REDD+-Aktivitäten sind ein wichtiges Instrument für den Klimaschutz, doch die Wirkungen von REDD+ sind kontrovers. Vor dem Hintergrund der strategischen Relevanz stellt sich die Frage nach der Bedeutung und Wirksamkeit dieses Instruments, das auch maßgeblich von der deutschen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt wird.

Trotz zunehmender Anzahl wissenschaftlich fundierter Evaluierungen und Studien zu REDD+ fand noch keine Gesamtbewertung des deutschen Beitrags statt. Das DEval wertet die vorliegenden Erkenntnisse über die Bedeutung und Wirksamkeit des deutschen Beitrags zu REDD+ in einer Synthesestudie aus.

Methoden

Basierend auf einer rekonstruierten Theorie des Wandels (Theory of Change – ToC) für verschiedene Phasen von REDD+ wendet die Synthesestudie einen Mixed-Methods-Ansatz an, in der eine Schreibtischstudie mit Stakeholder-Interviews kombiniert wird. Die Schreibtischstudie besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil werden REDD+-Evaluierungen, Länderbeiträge sowie für die deutschen REDD- Maßnahmen relevante Projektdokumente von Durchführungsorganisationen (GIZ, KfW), des BMZ, BMU, BMEL und bilateraler sowie multilateraler Organisationen (UNFCCC) ausgewertet. Im zweiten Teil erfolgt eine Analyse wissenschaftlicher und grauer Literatur über REDD+, inklusive von Deutschland unterstützte REDD+ Aktivitäten und Bereiche, sowie eine detaillierte Darstellung beispielhafter Fälle für REDD+ Implementierungen. Beide Teile werden mittels qualitativer Interviews mit Schlüsselakteuren aus deutschen REDD+-Aktivitäten und akademischen Experten in Kontext gebracht.

Kontakt

Portrait von Dr. Sven Harten
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Dr. Sven Harten

Leiter Kompetenzzentrum Methoden / Stellvertretender Direktor

Telefon: +49 (0)228 336907-950

E-Mail: sven.harten@DEval.org

Zugehörige Dokumente

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