Methoden und StandardsMyanmarAbgeschlossen

Schaffung von Voraussetzungen für Wirkungsmessung

Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in Myanmar

Ende 2012 hat die Bundesregierung die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit mit Myanmar aufgenommen. Um die Maßnahmen zielgerecht zu planen und deren Wirkung später messen zu können, hat das DEval vor Ort Ausgangsdaten für den EZ-Schwerpunkt der nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung erhoben. Zudem hat es den Planungsprozess beratend unterstützt, um zu einer besseren Wirkungsorientierung beizutragen. Die Erhebung wurde 2014-2015 durchgeführt und das Projekt 2016 abgeschlossen.

Ergebnisse der Ausgangserhebung

Die Wirtschaft Myanmars ist durch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit weniger als 50 Mitarbeitenden geprägt. Während die meisten Vertreter*innen der KMU sich zufrieden mit den Marktbedingungen zeigten und die Zukunft optimistisch sahen, schätzten Expert*innen den Privatsektor als nicht wettbewerbsfähig gegenüber internationaler Konkurrenz ein.

Die positiven Einschätzungen der Unternehmer*innen werden darauf zurückgeführt, dass sie die Konkurrenz außerhalb ihres Landes nicht einschätzen können. Die myanmarische Regierung sollte an dem eingeläuteten Reformprozess festhalten und auf politischer Ebene sicherstellen, dass der Privatsektor und vor allem kleinere Firmen von den Reformen profitieren, sodass sie den Anforderungen des internationalen Wettbewerbs gewachsen sind.

Der Finanzsektor Myanmars muss dringend modernisiert und reformiert werden.

Der Bankensektor wird weiterhin von staatlichen Banken dominiert, aber private Banken werden zunehmend aktiv. Derzeit fehlt es sowohl an einem grundlegenden auf internationalen Standards aufbauenden Regelwerk für den Finanzsektor als auch an Ausbildungsprogrammen für Bankenpersonal. Es bedarf einer umfangreichen Kapazitätsentwicklung bis die Zentralbank und der private Bankensektor ihre Funktion als Rückgrat der Wirtschaft erfüllen und am internationalen Finanzmarkt teilhaben können. Insbesondere KMU greifen häufig und bevorzugt auf informelle Finanzquellen zurück und sehen keinen Nachteil gegenüber formellen Quellen. Grundsätzlich zeigten KMU zeigten sich allerdings interessiert neue und andere finanzielle Dienstleistungen zu nutzen, wenn diese für sie nützlich und verfügbar wären.

Der Bildungssektor des Landes ist stark fragmentiert, Kooperationen zwischen Unternehmen und Institutionen der Berufsbildung sind selten.

Um die Qualität des Berufsbildungssystems zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit der myanmarischen Arbeitnehmer*innen zu verbessern, müssen entsprechende Standards und Zertifizierungen für Qualifikationen entwickelt werden. Diese sollten sich an internationalen Standards orientieren. Die befragten Unternehmer*innen kennen in der Regel keine Berufsbildung und stellen bevorzugt ungelernte Mitarbeiter*innen aus dem Umfeld ein. Der Mehrwert von qualifizierten Mitarbeiter*innen und Berufsbildung muss unter Arbeitgebern und Auszubildenden erkannt werden, um zu verbesserten Beschäftigungsbedingungen und besser qualifizierte KMU beitragen zu können.

Das System der Qualitätsinfrastruktur ist veraltet, nationale Standards entsprechen nicht den internationalen Anforderungen.

Mit der Öffnung der Märkte und dem erwarteten Anstieg an Import- und Exporttätigkeiten werden international anerkannte Qualitätssiegel immer bedeutender. Ein funktionsfähiges und zuverlässiges Qualitätsinfrastruktursystem ist daher unabdingbar für die Entwicklung der gesamten Wirtschaft und vor allem für die Entwicklung kleiner und mittlerer Unternehmen.

 

Die Erhebung wurde 2014-2015 durchgeführt und das Projekt 2016 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Ziele der Zusammenarbeit

Das DEval wurde gebeten den Planungsprozess der ersten Maßnahmen innerhalb des Schwerpunkts ‚nachhaltige Wirtschaftsentwicklung‘ zu unterstützen und Evaluierungsexpertise (‚evaluative thinking‘) einzubringen. Das übergeordnete Ziel der Einbindung des DEval war hierbei die Wirkungsorientierung des Programms zu stärken und somit verbesserte Voraussetzungen zur Wirkungsmessung und Evaluierung auf Programmebene zu schaffen.

In der Zusammenarbeit wurde sich auf drei Bereiche konzentriert:

  1. Unterstützung bei der Planung eines kohärenten Programms durch die gemeinsame Erarbeitung von Wirkungsmodellen auf Modul- und Programmebene;
  2. Begleitende Erhebung von Daten zur Ausgangssituation, um diese als Grundlage für eine spätere (Wirkungs-) Evaluierung des Programms nutzen zu können;
  3. Bei Bedarf Unterstützung der Entwicklung von Monitoringsystemen oder anderen Instrumenten zur Erhebung von (Monitoring-)Daten.

Hintergrund

Nachdem Myanmar – das ehemalige Burma – mehr als zwei Jahrzehnte von einem Militärregime beherrscht wurde, unternahm das Land seit 2011 erste Schritte eines Demokratisierungsprozesses. Folglich haben viele multilaterale und bilaterale Geber entschieden, die seit vielen Jahren unterbrochene Entwicklungszusammenarbeit mit Myanmar wieder aufzunehmen, so auch Deutschland. Bereits Ende 2012 begannen erste Maßnahmen der technischen Zusammenarbeit (TZ). 2014 und 2015 kamen weitere Vorhaben der technischen und finanziellen Zusammenarbeit (FZ) hinzu. Sowohl die TZ als auch die FZ sind unter anderem im Schwerpunktbereich Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung tätig, insbesondere in den Sektoren Berufsbildung, Privatsektorentwicklung, Finanzsektorentwicklung und Qualitätsinfrastruktur.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat die Wiederaufnahme der deutsch-myanmarischen bilateralen Zusammenarbeit 2012 als einmalige Gelegenheit erkannt, um Aspekten wie Kohärenz und Wirkungsorientierung erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. Die Rahmenbedingungen in Myanmar wurden aus den folgenden Gründen als Besonders erachtet:

  • Zum Zeitpunkt der Wiederaufnahme der EZ gab es keinerlei bestehende Geberaktivitäten im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Dementsprechend konnte die Ausgangssituation im Land ohne jegliche Interventionen zu untersucht werden (Baseline), um diese Untersuchung einige Jahre später zu wiederholen und dann zu vergleichen bzw. zu messen, welche Veränderungen aufgrund welcher Maßnahmen, eingetroffen sind (Wirkungsmessung und Attribution).
  • In vielen Partnerländern bestehen vielfältige, historisch gewachsene Portfolien und Kooperationen. Zum Zeitpunkt des Wiedereinstiegs in Myanmar konnte das deutsche Portfolio jedoch gänzlich neu und aufeinander abgestimmt, geplant und konzeptioniert werden. So sollten Erfahrungen aus anderen Kontexten für die Planung und Durchführung eines kohärenten, wirkungsorientierten und auf die Bedarfe der Partner zugeschnittenen Programms berücksichtigt werden.
  • Im Sinne der Aid Effectivenss Agenda bot sich Entwicklungspartnern die Möglichkeit ihre Schwerpunkte und Maßnahmen von vornerein zu koordinieren und abgestimmt zu planen und implementieren.

Methoden

In Absprache mit den involvierten Stakeholdern hat das DEval einen theoriebasierten Ansatz gewählt, um “evaluative thinking” und die Schaffung von Voraussetzungen für eine Wirkungsevaluierung bereits in die Planungsphase des Programms einzubetten. Dieser Ansatz umfasste die gemeinsame Entwicklung einer Programmtheorie sowie von Wirkungsmodellen auf Programm- und Projektebene. Dadurch konnte ein gemeinsames Verständnis von Zielen und zugrunde liegenden kausalen Mechanismen des Programms als Ganzem sowie der einzelnen, dazugehörigen Projekte entwickelt werden.

Für jede intendierte Veränderung im Wirkungsmodell wurden Indikatoren entwickelt, daraus Informationsbedarfe abgeleitet und Überlegungen angestellt, mit Hilfe welcher existierenden Daten diese bedient werden könnten oder – falls es keine Daten vorliegen – mit welchen Instrumenten diese erhoben werden können.

Diese Informationen werden primär benötigt, um die Ausgangssituation zu erfassen und damit im weiteren Verlauf Veränderungen über die Zeit zu messen, aber auch um als Grundlage für evidenzbasierte Entscheidungen in der Planung und Steuerung des Programms und der Projekte zu dienen. Zur Erhebung dieser Daten hat das DEval einen Mixed-Method-Ansatz mit der Erhebung von Primär und Sekundärdaten gewählt. So wurde eine landesweite, standardisierte Befragung von KMU, eine standardisierte Befragung von Personal von Banken sowie semi-strukturierte qualitative Interviews mit Schlüsselpersonen (d.h. mit direkt und indirekt involvierten Durchführenden und Betroffenen sowie unabhängigen Experten) durchgeführt. Eine umfangreiche Literaturrecherche erweiterte die erhobenen Daten mit ergänzenden Informationen aus Sekundärquellen.

Im zweiten Schritt wurde für die Durchführung der Wirkungsevaluierung ein Längsschnitt-Design – beginnend mit einer Baseline-Studie – ausgewählt, um die systematische Erhebung vergleichbarer Daten vor, während und nach der Programm-Implementierung zu gewährleisten. Die erhobenen Daten bzw. Informationen können natürlich auch zu Zwecken des Monitorings bzw. der Programmsteuerung verwendet werden.

Team

Kontakt

Portrait von Amélie Gräfin zu Eulenburg
© DEval

Amélie Gräfin zu Eulenburg

Abteilungsleiterin: Nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung, Integritätsbeauftragte

Telefon: +49 (0)228 336907-930

E-Mail: amelie.eulenburg@DEval.org

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