Instrumente und Strukturen der EZAbgeschlossen

Vermittlung von Entwicklungshelfer*innen

Seit mehr als 60 Jahren werden Entwicklungshelfer*innen von deutschen Organisationen in den globalen Süden entsandt. Ziel der DEval-Evaluierung war es, die Wirkungen dieser Fachkräfte zu erfassen und herauszufinden, welche Faktoren über den Erfolg oder Misserfolg der Einsätze entscheiden.

Der Entwicklungsdienst ist eine spezielle Form des gesellschaftlichen Engagements:  Entwicklungshelfer*innen unterstützen Organisationen in den Partnerländern für einen begrenzten Zeitraum und erhalten dafür kein reguläres Gehalt, sondern ein Unterhaltsgeld. Im Untersuchungszeitraum der Evaluierung (2005 bis 2013) wurden pro Jahr durchschnittlich 1.240 Entwicklungshelfer*innen im globalen Süden eingesetzt, das entspricht knapp einem Viertel aller vermittelten Fachkräfte, die im Rahmen der staatlichen und nichtstaatlichen deutschen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) entsandt wurden.

Doch sind die Ausgangsbedingungen heute längst nicht mehr dieselben wie zu Beginn der internationalen Zusammenarbeit Ende der 1960er Jahre: Aus einigen armen Ländern sind mittlerweile Länder mit mittlerem Einkommen geworden, die selbst globale Agenden mitgestalten. Zudem hat sich die Art der Entwicklungshilfe stark verändert – das alte Prinzip von Gebern und Nehmern wurde vom Prinzip der „Kooperation auf Augenhöhe“ abgelöst. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob Entwicklungshelfer*innen noch zeitgemäß sind.

Ergebnisse und Empfehlungen

Gerade in armen Ländern und in ärmeren Regionen von Schwellenländern ist der Einsatz von Entwicklungshelfer*innen auch heute noch wirksam und zeitgemäß.

Dort sind die Partnerorganisationen nach wie vor auf den Einsatz externer Fachkräfte angewiesen, um Kapazitäten aufzubauen. Sie schätzen die besonderen Qualifikationen und Erfahrungen der Entwicklungshelfer*innen und ihren unvoreingenommenen Blick, der es ermöglicht, Veränderungen anzustoßen.
 

Häufig klaffen die Ansprüche der Partnerorganisationen und die Programmlogik staatlicher Entwicklungszusammenarbeit auseinander.

Während Erstere basisorientiert arbeiten, zielt Letztere vorrangig auf die Kooperation mit nationalen staatlichen Organisationen ab. Alle beteiligten Organisationen sollten sich gemeinsam über klare Zielvereinbarungen verständigen und dabei die Rolle der Entwicklungshelfer*innen einvernehmlich klären.
 

Die vorgesehenen Einsatzfelder der Entwicklungshelfer*innen werden nicht immer ausreichend geprüft; der Einsatz der Fachkräfte geht daher oft am konkreten Bedarf der Partnerorganisationen vorbei.

Darunter leidet häufig auch die Wirksamkeit der Einsätze. Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) sollte mit den Trägern des Entwicklungsdienstes eine gemeinsame Vereinbarung treffen, die für einen passgenaueren Einsatz der Fachkräfte sorgt.

 

Die Evaluierung wurde 2015 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Ziele der Evaluierung

Obwohl zum Zeitpunkt der Evaluierung bereits mehr als 28.000 deutsche Entwicklungshelfer*innen (EH) vermittelt wurden, gab es bis zur DEval-Evaluierung keine umfassende Evaluierung des Instruments der Personalvermittlung von EH. Ziel der Evaluierung war daher, die Wirkungen von EHs in Partnerländern zu erfassen sowie Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren der Vermittlungen in unterschiedlichen Kontexten und Einsatzkonstellationen zu identifizieren.

Die Evaluierung konzentrierte sich dabei auf den Zeitraum 2002 bis 2013. Die Ergebnisse der Evaluierung sollten in den politischen (Neu-)Konzeptionsprozess der Vermittlung von EHs eingespeist werden, der vom BMZ zusammen mit den Trägern des Entwicklungsdienstes im Jahr 2013 initiiert wurde. Empfehlungen auf Grundlage der Ergebnisse sollen damit einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Instruments der Vermittlung von EHs leisten.

Hintergrund

Seit mehr als 60 Jahren werden Entwicklungshelfer*innen von deutschen Entwicklungsdiensten in Partnerorganisationen in Ländern des globalen Südens vermittelt. Der Entwicklungsdienst wird von staatlichen wie nichtstaatlichen Organisationen getragen. Gemeinsames Ziel der Vermittlungen ist, dass EH zur Stärkung von lokalen Partnerorganisationen sowie nach ihrer Rückkehr in Deutschland zum Verständnis für die Partnerländer und die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) beitragen. Dabei unterscheiden sich die konkreten Einsatzkonstellationen von EH bisweilen stark voneinander.

Folgende Organisationen, die als Träger des Entwicklungsdienstes vom BMZ anerkannt sind, wurden im Rahmen der Evaluierung untersucht: die Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH), Dienste in Übersee (DÜ), das seit 2012 Teil von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst ist, die Christlichen Fachkräfte International (CFI), der DED bzw. nach der Fusion von GTZ, DED und InWEnt ab 2011 die GIZ, sowie EIRENE und der Weltfriedensdienst (WFD).

Methoden

Für die Durchführung der Evaluierung wurde ein theoriebasierter Ansatz gewählt. Entsprechend wurde zunächst eine allgemeingültige Wirkungslogik für EHs erarbeitet, um übergeordnete Wirkungsannahmen formulieren zu können. Untersucht wurde dabei nicht nur, zu welchen Wirkungen EHs einen Beitrag leisten, sondern auch, wie sie dies tun (soziale Mechanismen).

Für die empirischen Erhebungen wurden die folgenden Methoden eingesetzt:

  • Eine groß angelegte Befragung von EHs, die in einem ersten Teil die eigene Einschätzung der Wirksamkeit in Partnerländern und in einem zweiten Teil das Engagement sowie die berufliche Reintegration in Deutschland zum Gegenstand hatte (600 Teilnehmende des Einsatzzeitraums 2004 bis 2012).
  • Fünf Fallstudien in Kernländern sowohl der deutschen EZ insgesamt als auch des Einsatzes von EHs (Tansania, Simbabwe, Kambodscha, Nicaragua und Bolivien). Hier wurden tiefere Analysen von insgesamt 46 EH-Plätzen (inklusive Einbeziehung von Zielgruppen, Partnerorganisationen, externen Expert*innen sowie ggf. Programmverantwortlichen der GIZ) vorgenommen, um sowohl Wirkungen zu erfassen als auch zu verstehen, wie EHs diese erreicht hatten.
     
  • Eine Befragung von 37 Partnerorganisationen aus fünf weiteren ausgewählten Ländern (Peru, Philippinen, Ghana, Sambia und Uganda).

Diese Erhebungsmethoden wurden für die Gesamtergebnisse trianguliert. Ergänzt wurden sie durch eine Kontextanalyse inklusive eines Vergleichs mit Entwicklungen anderer internationaler Entsendedienste sowie durch eine Portfolioanalyse. Außerdem wurden durchgehend Interviews und Hintergrundgespräche mit Expert*innen zu unterschiedlichen Themenfeldern geführt, die eine weitere Einordnung des Instruments erlaubten.

Kontakt

Portrait von Helge Roxin
© DEval

Helge Roxin

Senior-Evaluator - Teamleitung

Telefon: +49 (0)228 336907-937

E-Mail: helge.roxin@DEval.org

Portrait Jörg Faust
© DEval

Prof. Dr. Jörg Faust

Direktor

Telefon: +49 (0)228 336907-902

E-Mail: joerg.faust@DEval.org

Zugehörige Dokumente

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