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Zusammenarbeit mit der PrivatwirtschaftAbgeschlossen

Strukturierte Fonds in der Entwicklungszusammenarbeit

Über sogenannte Strukturierte Fonds soll es für private Investoren einfacher werden, in entwicklungspolitische Maßnahmen zu investieren. Das DEval hat untersucht, inwiefern dies tatsächlich gelingt und ob die Fonds die gewünschten entwicklungspolitischen Wirkungen entfalten und zudem finanziell nachhaltig sind. Die Evaluierung wurde 2020 abgeschlossen.

Sollen die in der Agenda 2030 vereinbarten Ziele für nachhaltige Entwicklung erreicht werden, sind umfangreiche finanzielle Mittel nötig. Über öffentliche Finanzierung allein können diese Mittel jedoch nicht aufgebracht werden. Private Investoren sind aber oft eher vorsichtig, in Entwicklungs- und Schwellenländern zu investieren, da sie die damit verbundenen Risiken als sehr hoch wahrnehmen. Daher werden zunehmend Finanzierungsformen gewählt, in denen öffentliche und private Gelder gemischt werden. Diese Art der Finanzierung wird auch als Blended Finance bezeichnet. Im Falle Strukturierter Fonds als ein Blended-Finance-Ansatz gibt es verschiedene Risikoklassen. Öffentliche Geber übernehmen die höchste Risikoklasse und verringern so das Investitionsrisiko für private Investoren. Über ihre Wirksamkeit ist allerdings bisher wenig bekannt.

Das DEval hat eine Evaluierung zu dem Blended-Finance-Ansatz Strukturierte Fonds durchgeführt, welche zunehmend in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um rechtlich eigenständige Investmentfonds, über die (private) Investoren in entwicklungspolitische Maßnahmen investieren können. In der Regel kombinieren die Fonds Haushaltsmittel des Bundes und Marktmittel der KfW Entwicklungsbank und/oder anderer Finanzinstitutionen mit Investitionen von privaten Geldgebern. In der Evaluierung wurden zehn Strukturierte Fonds untersucht.

Zentrale Ergebnisse und Empfehlungen

Strukturierte Fonds sind grundsätzlich geeignet, private Mittel zu mobilisieren, und ein Großteil der untersuchten Fonds arbeitet inzwischen finanziell nachhaltig.

Die Fonds sind weitestgehend in der Lage, ihre Kosten zu decken, die öffentlichen Mittel im Fonds zu erhalten und kontinuierlich Kredite zu vergeben. In Regionen und Sektoren, in denen ein höheres Investitionsrisiko besteht, wird allerdings deutlich weniger Privatkapital mobilisiert als in solchen mit geringeren Risiken.

Die Finanzinstitutionen – sogenannte Finanzintermediäre – vor Ort haben durch die Fonds einen besseren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten, und insgesamt haben mehr Endkreditnehmer*innen Zugang zu Kapital.

Die Fonds stellen langfristige Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung, auch in Krisenzeiten. Damit tragen sie zur Stabilität und finanziellen Nachhaltigkeit der Finanzinstitute vor Ort sowie des Finanzsystems im Partnerland insgesamt bei. Die Finanzinstitute stellen damit eine höhere Anzahl an Krediten zur Verfügung. Allerdings haben sich die Kreditkonditionen für die Endkreditnehmer*innen durch die Fonds kaum verändert, so dass der Zugang zu Krediten für diejenigen, die zuvor keine Finanzierung in Anspruch nehmen konnten, bisher nur selten erleichtert wird. Die Kredite stehen vielmehr solchen Endkreditnehmer*innen zur Verfügung, die auch zuvor Zugang zu Finanzierung bei Finanzinstitutionen hatten oder nun Kredite in höherem Umfang in Anspruch nehmen können.

Das entwicklungspolitische Potenzial der Fonds sollte noch stärker ausgeschöpft werden.

Beispielsweise sollten die Fonds und die sonstigen Maßnahmen der Finanzmarktentwicklung im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit besser miteinander verzahnt werden. Auch sollte die Kreditvergabe an die Finanzintermediäre an die Vorgabe geknüpft werden, dass entwicklungspolitisch relevante Geschäftssegmente, Finanzprodukte oder Sektoren wie beispielsweise Klima ausgeweitet werden.

Um die finanzielle Nachhaltigkeit der Fonds zu sichern, sollte darauf geachtet werden, dass sie langfristig über ein ausreichend hohes Finanzierungsvolumen verfügen.

Ein Teil der Kredite sollte in lokaler Währung vergeben werden. Auch sollte festgelegt werden, wie die öffentlichen Geber langfristig aus den Fonds aussteigen können.

 

Die Evaluierung wurde 2020 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Ziele der Evaluierung

Die Anzahl Strukturierter Fonds mit Beteiligung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. In diese Fonds fließen rund 800 Mio. EUR an bundesdeutschen Haushaltsmitteln und rund 500 Mio. EUR an KfW-Eigenmitteln. Über die Wirkungen Strukturierter Fonds gibt es bisher jedoch nur sehr begrenzte Informationen. Die Evaluierung verfolgt daher die folgenden Ziele:

  • Einordnung Strukturierter Fonds in die Ziele deutscher Entwicklungszusammenarbeit und Analyse, ob Fonds ein passender Finanzierungsansatz zur Erreichung der Ziele sind;
  • Analyse der Umsetzung entwicklungspolitischer Prinzipien (Arbeitsteilung, Geberharmonisierung, Stärkung regionaler Akteure);
  • Analyse des Beitrags zur Mobilisierung von zusätzlichen Mitteln/Nachhaltigkeit der Finanzierungsstrukturen;
  • Analyse der Wirkung auf die Portfolioqualität der Finanzintermediäre und Erreichung von Zielgruppen.

Hintergrund

Mit dem Ziel, die bestehende Finanzierungslücke zum Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) zu schließen, sind die Geberländer dazu angehalten, verstärkt innovative Finanzierungsmechanismen und -instrumente in der Entwicklungsfinanzierung einzusetzen. Diese sollen neben öffentlichen Mitteln zunehmend auch die Mobilisierung privater Ressourcen umfassen.

Eines der Haupthindernisse für das Engagement von privaten Investoren in Entwicklungsländern mit entwicklungspolitisch relevanten Investitionen ist, dass diese oft auf Grund fehlender bzw. unzureichender Informationen als zu riskant angesehen werden. Mit jeder Anlage sind finanzielle Risiken verbunden, in Schwellen- und Entwicklungsländern werden diese jedoch oft als prohibitiv hoch eingeschätzt.

Gleichzeitig ist eine Vielzahl der heutigen politischen und ökonomischen Herausforderungen globaler Art. Diese Herausforderungen können nicht durch „Insellösungen“, sondern nur durch die Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg bearbeitet werden. Dies gilt beispielsweise für den Ausbau nachhaltiger Energieversorgung oder den verbesserten Zugang zum Kapitalmarkt.

Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen werden in der Entwicklungszusammenarbeit sogenannte Strukturierte Fonds genutzt, die länderübergreifend private Mittel mobilisieren sollen, um einen entwicklungspolitischen Förderzweck zu unterstützen. Strukturierte Fonds werden im Rahmen der Zusammenarbeit mit Regionen in verschiedenen regionalen und sektoralen Kontexten eingesetzt, wobei ihnen ein großes Potenzial für die Finanzierung der SDGs zugeschrieben wird.

Eine Haupteigenschaft von Strukturierten Fonds besteht darin, dass Verluste bis zu einer gewissen Höhe durch öffentliche Geber gedeckt sind und so die Risiken für private Investoren gemindert werden. Dies soll dazu führen, dass private Investoren vermehrt in entwicklungspolitisch relevante Vorhaben investieren. Die meisten Strukturierten Fonds werden zusätzlich durch Maßnahmen der Kapazitätsentwicklung begleitet, um kapazitätsbedingte Risiken zu mindern und Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards zu sichern.

Methoden

Die Evaluierung untersuchte zehn Strukturierte Fonds, von denen die Hälfte Finanzierung für kleinste, kleine und mittelgroße Unternehmen (KKMU) in den Zielländern der Fonds bereitstellt. Es wurde ein theoriebasiertes Evaluierungsdesign gewählt, das im Sinne eines Mixed-Method Ansatzes qualitative Analysemethoden (z. B. Dokumentenanalyse, Qualitative Comparative Analysis) und quantitative Analysemethoden (z. B. Logistische Regression, Quasi-Experimentelles Design) integrierte. Ein Teil der Daten wurde in Fallstudien in Kambodscha, Nigeria, Serbien und Tunesien erhoben.

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