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Instrumente und Strukturen der EZFragilität und KonfliktAfghanistanAbgeschlossen

Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan

Afghanistan zählte über Jahre zu den Hauptempfängerländern deutscher bilateraler Entwicklungszusammenarbeit. Entsprechend kritisch schaut die Öffentlichkeit auf die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel. Das DEval hat bereits 2014 untersucht, wie der Erfolg der deutschen Maßnahmen in bis dahin vorliegenden Evaluierungen beurteilt wurde.

Seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001 hat Afghanistan von zahlreichen Ländern Unterstützung für den zivilen Wiederaufbau erhalten. Die Bundesrepublik Deutschland zählt weltweit zu den größten Gebern. Dabei haben sich die Prioritäten der deutschen Unterstützung für Afghanistan mit der Zeit verschoben: Während anfangs die Nothilfe einen breiten Raum einnahm, wurden mit der Zeit vermehrt Projekte mit längerfristigen entwicklungspolitischen Zielen in Angriff genommen.

Zwischen 2007 und 2012 wurde der Großteil der deutschen Mittel für Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Regierungsführung eingesetzt. Ziel war vor allem, die öffentliche Verwaltung bei der Durchführung von Entwicklungsprojekten in ländlichen Gebieten zu unterstützen. Weitere wichtige Bereiche waren die nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Bildung sowie die Wasser- und Sanitärversorgung. Neben dem Bundesentwicklungsministerium waren das Auswärtige Amt, das Bundesverteidigungsministerium, das Bundesinnenministerium und das Bundeslandwirtschaftsministerium mit Projekten in Afghanistan aktiv.

Das DEval hat in einer Bestandsaufnahme untersucht, wie gut die Qualität der bisherigen Evaluierungen der deutschen EZ ist und ob die Ergebnisse tatsächlich genutzt werden. Die Untersuchung wurde 2014 abgeschlossen.

Ergebnisse und Empfehlungen

Die Evaluierungsberichte auf Projektebene sind von relativ guter Qualität, und die Ergebnisse werden von den Akteuren der deutschen EZ genutzt. Allerdings werden in den Evaluierungen in erster Linie die Leistungen der Projekte erfasst.

Wenig  belastbare Aussagen gibt es hingegen zu der Frage, ob die angestrebten Wirkungen bei den Zielgruppen tatsächlich eingetreten sind. Dies ist unter anderem durch die unterschiedlichen Ansätze und Vorgehensweisen der fünf deutschen Ministerien zu erklären, die im Land aktiv sind. Zudem ist es aufgrund der prekären Sicherheitslage im Land schwer, Analysen zu wirtschaftlichen und sozialen Wirkungen durchzuführen.

Die bisherigen Evaluierungen waren wenig aufeinander abgestimmt. Um eine bessere Vergleichbarkeit der einzelnen Evaluierungen zu erreichen, sollte die Datenerhebung stärker standardisiert werden.

Auch sollte eine zentralisierte Qualitätskontrolle eingerichtet werden. Über diese könnte sichergestellt werden, dass der Fokus und die Datenerhebung der dezentral durchgeführten Evaluierungen stärker auf eine übergeordnete Strategie der deutschen EZ in Afghanistan ausgerichtet sind.

Eine Stärke der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in Afghanistan ist deren Fokus auf Konfliktsensitivität und friedensbildende Maßnahmen.

Diese beiden Parameter sollten bei der Bewertung von Vorhaben systematisch als Prüfkriterium aufgenommen werden. Um die Möglichkeit zu geben, aus den Analysen zu lernen, sollte eine Evaluierungskultur entwickelt werden, bei der neben Erfolgen auch Fehlschläge offen benannt werden.

 

Die Studie wurde 2014 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die vollständigen Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.


Ziele der Evaluierung

Im Sinne von spezifischen Zielen war die Bestandsaufnahme darauf gerichtet, Evidenz zu den folgenden Aspekten zu liefern:

1. Art und Umfang evaluativer Studien zum BMZ-Portfolio in Afghanistan.

2. Güte der evaluativen Studien bezüglich ihrer Aussagekraft zur Effektivität der Entwicklungszusammenarbeit unter der Ägide des BMZ.

3. Nutzung der Befunde, Schlussfolgerungen und Empfehlungen der evaluativen Studien für die Planung und strategische Entscheidungsfindung.

4. Evaluierungsbemühungen anderer staatlicher und internationaler Akteure der Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan.

5. Künftige Ausgestaltung des Evaluierungsprogramms zur deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Afghanistan.

Hintergrund

Afghanistan war über viele Jahre das Hauptempfängerland bilateraler Leistungen durch das BMZ. Diese herausgehobene Stellung erforderte eine kontinuierliche Analyse der Wirksamkeit der eingesetzten Mittel. Vor diesem Hintergrund bat der Beirat des DEval das Institut darum, eine Bestandaufnahme zu Art, Umfang, Qualität und Nutzung der bisher durchgeführten Evaluierungen und evaluativen Studien der Entwicklungszusammenarbeit unter der Ägide des BMZ vorzunehmen und hierauf aufbauend Empfehlungen für die weitere Ausgestaltung des Evaluierungsprogramms auszusprechen.

Methoden

Im Rahmen der 2014 abgeschlossenen Untersuchung wurden sowohl Dokumentenanalysen als auch Interviews mit Mitarbeiter*innen aus BMZ, GIZ und KfW sowie mit externen Experten aus der Wissenschaft durchgeführt. Methodisch erfolgte die Untersuchung in drei Schritten:

In einem ersten Schritt wurden Evaluierungen auf Projektebene erfasst. Dies erfolgte durch eine direkte Abfrage bei der GIZ und der KfW. Von den 127 zugesandten Dokumenten wurden 37 Berichte als Evaluierungen oder evaluatorische Arbeiten klassifiziert, von denen eine Stichprobe von 11 Berichten ausgewählt wurde. Diese 11 Berichte wurden sodann einer eingehenden Qualitätsprüfung auf der Basis eines Analyserasters unterzogen. Zweck und Relevanz der Evaluierungen wurden dabei ebenso in den Blick genommen wie Evaluierungsfragen und -fokus, die verwendete Methodik sowie die Qualität und Robustheit der Evaluierungsergebnisse.

In einem zweiten Schritt wurden Arbeiten mit strategischer Aussagekraft erfasst und näher analysiert. Bisher ist das deutsche Engagement in Afghanistan noch keiner umfassenden und unabhängigen Evaluierung unterzogen worden, die sich direkt auf das gesamte Portfolio des BMZ und die Umsetzung durch die beauftragten Durchführungsorganisationen bezieht. Am nächsten kommen dem eine Wirkungsanalyse, die der Sonderforschungsbereich 700 der Freien Universität Berlin in Kooperation mit dem BMZ seit 2007 alle zwei Jahre in Nordafghanistan durchführt, sowie ein strategischer Portfolio-Review, den das BMZ bei einer Forschergruppe unter derselben Leitung 2012 in Auftrag gegeben hat. Diese Arbeiten wurden daraufhin analysiert, welche Aussagen sie zu Wirkungen des BMZ-Portfolios machen und strategische Entscheidungsprozesse evidenzbasiert unterstützen können.

In einem dritten Analyseschritt wurden die Handlungsempfehlungen der Evaluierungsberichte untersucht. Validiert durch 25 Expert*inneninterviews wurde dabei auch eruiert, ob und wie diese Empfehlungen innerhalb des BMZ und von den Durchführungsorganisationen für die weitere Programmplanung und strategische Entscheidungsfindung genutzt werden.

Team

  • Renate Kirsch Ehemals Abteilungsleiterin DEval

Kontakt

Portrait von Dr. Stefan Leiderer
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Dr. Stefan Leiderer

Abteilungsleiter: Staatliche EZ, Governance

Telefon: +49 (0)228 336907-940

E-Mail: stefan.leiderer@DEval.org

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