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Instrumente und Strukturen der EZAbgeschlossen

Das develoPPP.de-Programm – eine Portfolioanalyse

Unternehmen, die sich in Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren möchten, können Unterstützung über das develoPPP.de-Programm des Bundesentwicklungsministeriums beantragen. Das DEval hat analysiert, ob und wie die Antragstellung, Bewilligung und Durchführung von Projekten durch länderspezifische Faktoren beeinflusst werden. Die Evaluierung wurde 2016 abgeschlossen.

Seit den 1990er Jahren bemüht sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zunehmend, private Unternehmen in die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) einzubeziehen. Hierfür hat es ein Anreizsystem geschaffen, um sogenannte Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft zu fördern. Das finanziell umfangreichste und damit auch wichtigste Förderungsprogramm ist das develoPPP.de-Programm. Es unterstützt europäische Unternehmen, die in Entwicklungs- und Schwellenländern investieren möchten, finanziell und fachlich.

Seit Beginn solcher öffentlich-privater Partnerschaften steht die Frage im Raum, ob die unterschiedlichen Interessen von Entwicklungspolitik und Unternehmen miteinander in Einklang gebracht werden können. Hierfür hat das DEval in einer sogenannten Portfolioanalyse untersucht, wie develoPPP.de-Projekte über Entwicklungs- und Schwellenländer verteilt sind, die sich in ihren politischen Rahmenbedingungen, der Attraktivität ihrer Märkte, ihrer Bedürftigkeit und ihrem Stellenwert für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterscheiden.

In der Portfolioanalyse wurde herausgearbeitet, inwieweit diese länderspezifischen Faktoren begünstigend oder hemmend auf eine develoPPP.de-Antragstellung durch die Unternehmen und auf eine Bewilligung durch die staatlichen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit wirken. Zudem wurde untersucht, ob die Faktoren auch Einfluss auf einen vorzeitigen Abbruch der Projekte haben.

Ergebnisse und Empfehlungen

Bei der Antragstellung bevorzugen Unternehmen Länder, die politisch stabil und demokratisch sind und die über einen vergleichsweise großen Binnenmarkt und eine gute Infrastruktur verfügen.

Gleichzeitig werden Anträge verstärkt für Länder gestellt, die vergleichsweise arm sind und die als BMZ-Partnerland für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit eine besondere Bedeutung haben.

Auf die Bewilligung von Anträgen wirken sich politische Stabilität, demokratische Verhältnisse und gute Marktbedingungen ebenfalls positiv aus.

Auch die Bedürftigkeit eines Landes erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein entsprechender Projektantrag bewilligt wird. Damit scheint die Auswahl der Länder im Einklang mit der politischen Zielsetzung des develoPPP.de-Programms zu stehen. Dieses sieht vor, Projekte in den am wenigsten entwickelten Ländern zu fördern.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Projekte vorzeitig abgebrochen werden, wurde von den oben genannten Faktoren nicht beeinflusst.

Dies lässt darauf schließen, dass hierfür eher unternehmens- oder projektspezifische Faktoren eine Rolle spielen. Es wird empfohlen, detaillierte Angaben zu den am Programm teilnehmenden Unternehmen in die Projektdatenbank aufzunehmen, um eine bessere Datenbasis für künftige Analysen zu haben.

 

Die Evaluierung wurde 2016 abgeschlossen. Die Ergebnisse und Empfehlungen werden hier zusammengefasst dargestellt, die kompletten Ergebnisse und Empfehlungen sind im Bericht zu finden.

Ziele der Evaluierung

Untersuchungsgegenstand der Portfolioanalyse war die Verteilung von develoPPP.de-Projekten über Entwicklungs- und Schwellenländer, die sich unter anderem in ihren politischen Rahmenbedingungen, ihrer Bedürftigkeit, ihrer Marktattraktivität und ihrem Stellenwert für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterscheiden.

Mittels einer innovativen Datenbank wurde untersucht, inwieweit auf Länderebene die Vereinbarkeit privatwirtschaftlicher und entwicklungspolitischer Interessen des develoPPP.de-Portfolios gegeben ist. Diese privatwirtschaftlichen bzw. entwicklungspolitischen Interessen spiegeln sich unter anderem in der Wahl der Projektländer für develoPPP.de-Projekte wider und können durch die Unternehmen im Rahmen der nachfrageorientierten Antragstellung, aber auch durch die Durchführungsorganisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen der Projektgenehmigung und -ausgestaltung beeinflusst werden. Somit trägt die Portfolioanalyse zur Beantwortung folgender Fragen bei:

  • Welche länderspezifischen Faktoren begünstigen (hemmen) die Wahrscheinlichkeit einer develoPPP.de-Antragstellung durch die Unternehmen?
  • Welche länderspezifischen Faktoren begünstigen (hemmen) die Wahrscheinlichkeit einer Antragsbewilligung durch die Durführungsorganisation?
  • Welche länderspezifischen Faktoren begünstigen (hemmen) die Wahrscheinlichkeit des vorzeitigen Projektabbruchs?

Entsprechend war es das Ziel der Portfolioanalyse, einen Beitrag zum Einfluss länderspezifischer Faktoren auf develoPPP.de-Vorhaben von der Antragstellung über die Antragsgenehmigung bis hin zur Durchführung zu leisten. Dadurch sollte geklärt werden:

  • inwieweit – durch die antragstellenden Unternehmen –  privatwirtschaftliche Motive einen systematischen Einfluss auf die Gestaltung von develoPPP.de-Projekten haben;
  • inwieweit eine Steuerung zugunsten entwicklungspolitisch relevanter(er) Länderfaktoren von Seiten der Durchführungsorganisationen erfolgt;
  • ob hierbei ein Interessengegensatz oder eine Vereinbarkeit der Interessen zu erkennen ist und
  • ob länderspezifische Faktoren einen Einfluss auf die Abbruchquote von develoPPP.de-Projekten haben.

Hintergrund

Als ein Instrument zur Einbeziehung der Privatwirtschaft in die Entwicklungszusammenarbeit werden seit 1999 im Rahmen des develoPPP.de-Programms sogenannte Entwicklungspartnerschaften mit der Wirtschaft (EPW) durchgeführt. Unternehmen sollen darüber, im Sinne einer öffentlich-privaten Partnerschaft, verstärkt in die EZ eingebunden werden, um ihre Erfahrungen und komparativen Vorteile als Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Partnerlandes zu nutzen.

Im Rahmen einer systematischen Evaluierung hat das DEval das develoPPP.de-Programm im Zeitraum 2009–2015 untersucht. Die Portfolioanalyse des develoPPP.de-Programms leistet hierzu einen Beitrag. Sie analysiert die länderübergreifenden Allokationsmuster des Programms bei Antragstellung, Genehmigung und Durchführung anhand einer innovativen Projektdatenbank im Zeitraum von 2009 bis 2014.

Methoden

Es wurden unterschiedliche statistische Analyseverfahren und -modelle verwendet, die potenzielle Ursache-Wirkungszusammenhänge (beispielsweise zwischen den politischen Rahmenbedingungen und der Wahrscheinlichkeit der Antragstellung) identifizieren und quantifizieren und somit den Einfluss verschiedener landesspezifischer Faktoren vorhersagen sollten.

Die Portfolioanalyse hat statistische Regelmäßigkeiten analysiert. Dabei handelt es sich um durchschnittliche Zusammenhänge über alle Projekte hinweg. Der Einzelfall fand keine Berücksichtigung und kann auch im Widerspruch zu den dargestellten strukturellen Ergebnissen stehen. Außerdem müssen die Regelmäßigkeiten nicht zwingend auf bewussten Entscheidungsprozessen wie etwa auf einem Bewilligungskriterium basieren, sondern können auch durch eine implizite Entscheidung hervorgerufen werden. Die Ergebnisse stellen somit keine Auflistung von Kriterien dar, sondern zeigen, in welchen Ländern im Durchschnitt eher develoPPP.de-Projekte durchgeführt wurden und wie diese Länderwahl durch die Antragstellung und/oder die Antragsbewilligung (bewusst oder unbewusst) beeinflusst wurde.

Ein großer Vorteil der verwendeten Methoden ist, dass Zusammenhänge zweier Faktoren (zum Beispiel der politischen Rahmenbedingungen und der Wahrscheinlichkeit der Antragstellung) identifiziert und quantifiziert werden. Dieser Stärke quantitativer Methoden steht jedoch entgegen, dass sie nur bedingt Erkenntnisse über die Gründe liefern, die für die identifizierten Zusammenhänge verantwortlich sind. Erkenntnisse hierzu hat die auf qualitativen Methoden basierende Evaluierung des develoPPP.de-Programms generiert.

Kontakt

Portrait von Dr. Kim Lücking
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Dr. Kim Lücking

Senior-Evaluatorin - Teamleitung

Telefon: +49 (0)228 336907-991

E-Mail: kim.luecking@DEval.org

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Prof. Dr. Jörg Faust

Direktor

Telefon: +49 (0)228 336907-902

E-Mail: joerg.faust@DEval.org

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