Instrumente und Strukturen der EZZusammenarbeit mit der Privatwirtschaft
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Mehrwert unklar: Entwicklungszusammenarbeit mit der Privatwirtschaft

Oft ist es unklar, ob die öffentliche Unterstützung des Privatsektors wirklich nötig ist und was dadurch langfristig erreicht wird, zeigt neue DEval-Studie.

Lastwagen beladen mit Bananen steht auf einer Straße mit anderen Personen, darunter ein Fahrradfahrer
© Shutterstock/ TravelStock

Bonn, 10. März 2022 – Von der Kooperation mit dem Privatsektor verspricht sich die Entwicklungszusammenarbeit zusätzliche Gelder zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele. So kann ein deutsches Unternehmen, das Mangos aus Ghana importiert und vor Ort investiert, indem es Schulungen für die Bäuer*innen durchführt, deutsche Entwicklungsgelder zur Unterstützung erhalten. Bedingung ist, dass das Unternehmen die Hälfte der Kosten für die Schulungen selbst deckt. Oft ist jedoch unklar, ob die öffentliche Unterstützung wirklich nötig war und was dadurch langfristig erreicht wird, wie eine neue Studie des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) zeigt.

Entwicklungszusammenarbeit mit der Privatwirtschaft

Die Studie fasst die Ergebnisse aus 51 Studien und Evaluierungen der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit mit der Privatwirtschaft zusammen. Beispiele dafür sind die finanzielle Unterstützung von deutschen oder europäischen Unternehmen, die sich in Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit engagieren möchten, oder die gemeinsame Investition öffentlicher Geber und privater Investoren in Entwicklungsländern. „Durch die Zusammenarbeit soll die große Finanzierungslücke verringert werden, die in Entwicklungs- und Schwellenländern besteht“, so die Teamleiterin der Studie, Valerie Habbel. „Die Ergebnisse der untersuchten Studien unterstützen diese Erwartung: Die Kooperationspartner stellen zusätzliche private Gelder für entwicklungspolitische Vorhaben zur Verfügung. Zudem kommt es oft auch zu weiteren positiven Effekten, wie der Schaffung neuer Arbeitsplätze.“

Zweifel an Mehrwert der Kooperation

Eine Analyse der Evaluierungsqualität gibt allerdings Anlass für Zweifel an den positiven Ergebnissen. Amélie Gräfin zu Eulenburg, Abteilungsleiterin für nachhaltige Wirtschafts- und Sozialentwicklung am DEval, dazu: „Erstens werden nicht beabsichtigte oder negative Effekte von Vorhaben nur selten überprüft. Zweitens analysieren die meisten Evaluierungen nicht ausreichend, ob die öffentlichen Mittel Aktivitäten finanzieren, die zu einer langfristigen Verbesserung der Situation vor Ort beitragen. Drittens untersuchen nur wenige Evaluierungen, ob die Kooperationspartner diese Aktivitäten nicht auch ohne den Zuschuss durchgeführt hätten.“

Eine genauere Untersuchung dieser letzten beiden Aspekte, der langfristigen Wirkungen und der sogenannten Additionalität der Vorhaben, wäre aber notwendig, um Aussagen über die Wirtschaftlichkeit der Vorhaben ableiten zu können – in anderen Worten, ob die öffentlichen Mittel nicht an anderer Stelle besser eingesetzt wären.

Erschwerend kommt hinzu, dass es für die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft keine einheitliche Kennung gibt, die von allen Durchführungsorganisationen genutzt wird. Dadurch kann nicht eindeutig beziffert werden, wie umfangreich die für diesen Ansatz zur Verfügung gestellten Mittel sind.

Empfehlung: Evaluierungsqualität verbessern

Das DEval empfiehlt staatlichen Durchführungsorganisationen wie der KfW Entwicklungsbank und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Additionalität von Vorhaben der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft systematischer als bislang zu bewerten. Nicht nur im Nachhinein, sondern schon in der Konzeption von Vorhaben sollte stärker darauf geachtet werden, dass keine Aktivitäten gefördert werden, die die privatwirtschaftlichen Partner ohnehin durchgeführt hätten.

Das Institut empfiehlt auch eine verbesserte Analyse von entwicklungspolitisch übergeordneten Wirkungen. So berichten die untersuchten Evaluierungen oft nur kurzfristige Effekte wie die Anzahl durchgeführter Schulungen. Entwicklungspolitisch relevant sind aber die daraus resultierenden langfristigen Folgen, also ob die Schulungen dazu beigetragen haben, dass die Bäuer*innen besser qualifiziert sind und einen höheren Lebensstandard haben. Diese Wirkungen werden meistens nur grob geschätzt statt explizit gemessen. Schließlich empfiehlt das DEval, eine einheitliche Identifizierung von Vorhaben und Instrumenten der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft einzuführen.

Über die Evaluierung

Gegenstand der Evaluierungssynthese waren Evaluierungen der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit sowie wissenschaftliche Studien zur Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft.

Originalpublikation: Habbel, V. et al. (2021), Evaluierungssynthese Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft.Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval), Bonn.

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