Nachhaltigkeit

Fördert der Zugang zu Krediten Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel?

Nicht unbedingt, besagt eine Analyse von IEU und DEval.

Erfolgreicher Zugang zu Krediten führt nicht zwangsläufig dazu, dass Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel aufgenommen werden. Das ist die Hauptaussage einer neuen Meta-Analyse der Independent Evaluation Unit (IEU) des Green Climate Fund (GCF) und des Deutschen Instituts für Entwicklungsevaluierung (DEval).

Auch die Nobelpreisträger*innen Abhijit Banerjee und Esther Duflo stellten 2015 fest, dass die empirische Evidenz zur Wirkung von Krediten ein heterogenes Bild ergibt. Viele Haushalte nehmen keine Kleinkredite in Anspruch, auch wenn diese verfügbar sind. Diejenigen, die einen Kredit aufnehmen, sehen oftmals nur einen begrenzten Nutzen. Obwohl im Durchschnitt positive Effekte zu verzeichnen sind, gibt es nur wenige Erkenntnisse über die Auswirkungen von Krediten auf die ärmsten und am stärksten benachteiligten Kreditnehmer*innen.

Mit dem Ziel, diese Erkenntnislücke zu schließen, überprüften IEU und DEval die Annahme, dass ein verbesserter Kreditzugang zu einer besseren Anpassung an den Klimawandel führt. In diese Meta-Analyse, die auf der kürzlich veröffentlichten Evidence Gap Map (Karte der Evidenzlücken) zu Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel aufbaut, bezogen die Autor*innen 44 quantitative Forschungsbeiträge ein. Sie untersuchten, welche Rolle der Zugang zu Krediten für Haushalte in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen spielt, wenn es darum geht, Klimaanpassungsmaßnahmen im landwirtschaftlichen Sektor aufzunehmen.

Die Mehrheit der von IEU und DEval ausgewerteten Studien zeigte keinen signifikanten Effekt. Etwas mehr als 10 Prozent der Studien belegten, dass der Zugang zu Krediten sogar einen negativen Effekt auf die Entscheidung hat, Anpassungsmaßnahmen aufzunehmen. Dennoch wies ein Drittel der Studien nach, dass der Zugang zu Krediten die Haushalte verstärkt dazu veranlasst, Maßnahmen zur besseren Anpassung an den Klimawandel aufzunehmen.

DEval-Direktor Prof. Dr. Jörg Faust führte diese Erkenntnis weiter aus: „Kredite allein reichen nicht aus, um Haushalte dabei zu unterstützen, sich besser an den Klimawandel anzupassen. Neben Kreditzugang können viele weitere Faktoren die Entscheidung einzelner Haushalte beeinflussen, ob sie ihre landwirtschaftlichen Praktiken und ihre Lebensgrundlage an den Klimawandel anpassen. Haushalte ziehen es möglicherweise vor oder sind darauf angewiesen, Kredite für ihre unmittelbar benötigten Konsumgüter zu nutzen, anstatt sie für produktive Investitionen mit mittel- bis langfristigem Nutzen einzusetzen."

Eine gezieltere Vergabe von Krediten könnte deren Einfluss auf Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und letztlich die Klimaresilienz verbessern. Beispielsweise ließen sich über Klimafonds „Finanzprodukte anbieten, die speziell auf Klimaanpassung abzielen und im Rahmen komplexer Programme bereitgestellt werden. Letztere sollten unter anderem auch Konsum- und Transportbedarfe sowie Schulungsmaßnahmen einbeziehen, um den Anpassungsnutzen aus Krediten für alle gesellschaftlichen Gruppen zu erhöhen", so Dr. Martin Prowse, Evaluierungsspezialist an der IEU und zugleich einer der Autoren der Meta-Analyse.
Auch wenn diese Meta-Analyse wertvolle Erkenntnisse liefert, weisen die Autor*innen darauf hin, dass bei der Zusammenführung von Studien besondere Umsicht erforderlich ist. Zum Beispiel können Studiendesigns, unterschiedliche Definitionen und Maßeinheiten die Synthese von Effekten aus einer Vielzahl verschiedener Studien erschweren.

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an die unten aufgeführten Kontaktpersonen.

Über die Publikation

Die Publikation „Access to credit as a determinant of autonomous adaptation to climate change: A meta-analysis of the evidence in low- and middle-income countries" ist auf der Website der IEU (Evidence Reviews) und der DEval-Website verfügbar. Die vorgeschlagene Zitierweise lautet: Fernandez de Velasco, G., G. Leppert, K. Moull, M. Prowse, J. Puri, A. Reumann and L. Sanchez Torrente (2021), Access to credit as a determinant of autonomous adaptation to climate change: A meta-analysis of the evidence in low- and middle-income countries. DEval Discussion Paper 1/2021, German Institute for Development Evaluation (DEval), Bonn, Germany. Independent Evaluation Unit, Green Climate Fund. Songdo, South Korea.

Über die IEU-GCF

Die Independent Evaluation Unit (IEU) wurde vom Vorstand des Green Climate Fund (GCF) als unabhängige Einheit eingerichtet, um objektive Bewertungen der Ergebnisse, Effektivität und Wirksamkeit des GCF und seiner Fördermaßnahmen zu ermöglichen. Die IEU erfüllt diesen Auftrag durch Evaluierung, Schulung und Kommunikation, Beratung und Kapazitätsförderung sowie Engagement mit verschiedenen Akteur*innen. Die IEU hat rund 30 Mitarbeiter*innen.

Seit August 2018 gibt es einen technischen und wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch über die Evaluierung der Anpassung an den Klimawandel zwischen der IEU-GCF und dem DEval.

Wissenschaftliche Ansprechpartner

Dr. Sven Harten
Leiter des Kompetenzzentrum Methoden/
Stellvertretender Direktor des DEval
Telefon: +49 (0)228 33 69 70-950
E-Mail: sven.harten[at]DEval.org

Dr. Martin Prowse
Evaluation Specialist
Independent Evaluation Unit (IEU), Green Climate Fund (GCF)
Telefon: +82-32-458-7750
E-Mail: mprowse[at]gcfund.org

Pressekontakte

Yeonji Kim
Communications Officer
Independent Evaluation Unit (IEU), Green Climate Fund (GCF)
Phone: +82-32-458-7784
E-mail: yjkim[at]gcfund.org

Jelana Vajen
Leiterin Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, DEval
Phone: +49 (0)228 33 69 70-980
E-mail: jelana.vajen[at]DEval.org

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