Nachhaltiger Konsum: Bevölkerung sieht Politik und Wirtschaft in der Pflicht
In dem Bericht wird das Bewusstsein der Bevölkerung für nachhaltigen Konsum deutlich, aber auch die Forderung, Wirtschaft und Politik in die Pflicht zu nehmen.
Bonn, 24. Oktober 2022 - Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) untersucht in regelmäßigen Abständen das entwicklungspolitische Engagement der Bevölkerung in Deutschland. In seinem neuesten Bericht der Reihe „Meinungsmonitor Entwicklungspolitik“ hat es dabei erstmals auch die Einstellung der Bürger*innen zu nachhaltigem Konsum evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum in der Bevölkerung weitverbreitet ist. Gleichzeitig sieht eine Mehrheit aber nur geringe Chancen, durch das individuelle Konsumverhalten etwas bewirken zu können. Stattdessen fordert ein Großteil der Befragten, Unternehmen und Politik stärker in die Pflicht zu nehmen.
Bewusstsein für nachhaltigen Konsum in der Bevölkerung vorhanden
Nachhaltiger Konsum ist in der Eigenwahrnehmung der Bürger*innen weitverbreitet: 58 Prozent der Befragten geben an, in ihrem Konsumverhalten beispielsweise bei Nahrungsmitteln, Kleidung und Finanzen auf Nachhaltigkeit zu achten. Mehr als zwei Drittel bekunden zudem, nachhaltiger konsumieren zu wollen.
Zweifel an der eigenen Selbstwirksamkeit
Die Bevölkerung ist mehrheitlich davon überzeugt, dass nachhaltiger Konsum dazu beitragen kann, entwicklungspolitische Herausforderungen zu bewältigen. Allerdings ist ein Großteil skeptisch, dass das individuelle Konsumverhalten dabei einen großen Einfluss hat. Ein Grund für Zweifel an der eigenen Selbstwirksamkeit ist, dass nachhaltiger Konsum und seine möglichen Auswirkungen oft als komplex und intransparent wahrgenommenen werden. Hinzu kommt, dass viele Bürger*innen eine gewisse Ohnmacht gegenüber globalen Unternehmen und deren Einfluss auf Produktion und Konsum empfinden.
Die Bevölkerung sieht Verantwortung bei Unternehmen und Politik
In der Studie wird gezeigt, dass die Bevölkerung stattdessen viele Einflussmöglichkeiten bei Wirtschaft und Politik sieht, nachhaltigen Konsum zu fördern. Gleichzeitig wird diesen Akteuren wenig Vertrauen entgegengebracht, dies auch tatsächlich zu tun. Knapp drei Viertel der Befragten fordern, dass Unternehmen mehr in die Pflicht genommen werden – besonders in Bezug auf die Zahlung existenzsichernder Löhne und die Verantwortung für menschenrechtliche Verletzungen entlang der Lieferkette. In diesem Zusammenhang arbeitet das DEval aktuell an einer Evaluierung zur Förderung nachhaltiger Lieferketten im Textilsektor durch die deutsche Entwicklungszusammenarbeit. Diese soll 2023 veröffentlicht werden.
Datengrundlage
Als Datenquelle dient eine vom Meinungsforschungsinstitut Respondi 2021 für das DEval durchgeführte bevölkerungsrepräsentative Erhebung. Zusätzlich wird auf Fokusgruppendiskussionen zurückgegriffen, die mit Unterstützung eines Dienstleisters durchgeführt wurden.
Der vollständige Bericht „Meinungsmonitor Entwicklungspolitik 2022. Engagement in Zeiten globaler Krisen und Herausforderungen“ ist auf der Website des DEval abrufbar.
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